Fünf Straßenmusiker vorlaut in der Kirche
Das Ensemble Fortschrott begeisterte sein Publikum beim Auftritt in Wichlinghausen.
Wuppertal. Ein enthusiastischer Fanclub hatte sich in der sehr gut gefüllten Wichlinghauser Kirche eingefunden, um die legendäre Straßenmusiker-Band Fortschrott in der Reihe „con brio“ zu hören. Intensiver Applaus gehörte ebenso dazu wie launige Zwischenrufe und rhythmisches Klatschen.
Denn die Musiker agierten locker, wie es sich für Straßenmusiker gehört. Mal war der Text weg, mal brauchte Rudi Rhode drei Anläufe, um das richtige Lied zu finden — egal. Die Musiker waren nie um einen Kommentar verlegen und hatten damit die Lacher auf ihrer Seite. Dass drei der fünf Musiker ziemlich krank sein sollten, war ihnen nicht anzumerken.
Musikalisch bewegte sich das Quintett auf höchstem Niveau. Versiert reagierten die Musiker aufeinander, warfen sich die Töne zu, spannen Melodielinien weiter. Vieles erinnerte an Klezmer, gemischt mit Jazz-Improvisationen, manches an Kaffeehaus-Klänge und Western-Feeling.
Rudi Rhode hüpfte mit seinem Akkordeon über die Bühne, sang die meist von ihm selbst gedichteten Lieder, und verbreitete gute Laune. Wolfgang Suchner schaffte es am Kistenbass, mit der einen Saite erstaunlich voluminöse Töne in passenden Tonhöhen zu erzeugen, und wechselte zu Tuba und Trompete.
Thomas Lensing schlug nicht nur sehr virtuos das Tambourin, sondern klapperte, klirrte, raschelte und ließ den Kuckuck rufen. Gastgeber André Enthöfer, Kirchenmusiker der Wichlinghauser Kirche, spielte auf Saxofon und Bassklarinette intensive Soli, und Uli Klan steuerte auf der Geige eingängige Melodien bei.
Inhaltlich hat sich Fortschrott fort vom Weltgeschehen auf eine Innensicht begeben. „Morgen beweis ich meinen Mut, morgen wird alles gut“, „Tanz dich frei“ oder „mich selber ändern — wo käm‘ ich da hin?“ lauten die Texte. Nur Ökostrom spielt noch eine Rolle in dem eineinhalbstündigen Programm „Nach wie vorlaut“. Und als Zugabe spielen die Musiker dann die alten Nummern von vor 30 Jahren. tah