Kinder entdecken die Reformation
Die evangelische Kirchengemeinde Gemarke-Wupperfeld hatte zum Fest im Zeichen Martin Luthers eingeladen.
Barmen. Vorsichtig tauchte Noah (8) den Federkiel ins Tintenfass und versuchte sich erst einmal an seinem biblischen Namen, ehe er sich daran machte, den Vers aus dem Lukas-Evangelium „Freut Euch, dass Eure Namen im Himmel geschrieben sind“ zu Papier zu bringen. Gleichzeitig bekamen er, die anderen Kinder und auch die Erwachsenen eine Vorstellung davon, wie mühselig Martin Luther einst auf der Wartburg die Bibel übersetzt haben musste. Auch an Runen griechischer und hebräischer Schrift konnten sich die eifrigen Mädchen und Jungen unter fürsorglicher Hilfe von Maike Lohrey und Tanja Danz versuchen.
Zum Glück eiferte niemand Martin Luther nach, indem er das Tintenfass an die Wand pfefferte. Der Reformator war nämlich, wie viele seiner mittelalterlichen Zeitgenossen zeitlebens von Dämonen geplagt worden und neigte deshalb zu irrationalen Handlungen. Auch diese Seiten Luthers wurden den Kindern an den vielen Stationen des Kinder-Reformationsfestes, das die Evangelische Kirchengemeinde Gemarke-Wupperfeld in Barmen am Wochenende veranstaltet hatte, näher gebracht.
Vikarin Rebecca Brückner, Jugendleiter Holger Müller und Pfarrer Christoph Nüllmeier trugen zusammen mit vielen ehrenamtlichen Helfern die Verantwortung für ein ungewöhnliches Kinderfest, das ganz im Zeichen des großen Reformators stand, der ernst von einem Mosaik am Kircheneingang auf die Szenerie blickte. Da gab es allerdings nicht viel zu sehen, denn der Dauerregen ließ einige der Außen-Attraktionen ins Wasser fallen. Doch dafür war im Inneren der Luther-Kirche jede Menge los.
Aus 135 großen Kartons wurde zum Beispiel die Wartburg nachgebildet, und auch aus Luthers Motto: „Und wenn morgen die Welt unterginge, so würde ich heute noch ein Apfelbäumchen pflanzen“, wurden fröhliche Apfelspiele entwickelt. So, wer beim Schälen die längste Schale schaffen würde, oder wie man seinen Nachbarn mit verbundenen Augen mit Apfelmus füttert. Was natürlich zu kuriosen Szenen führte.
Mittelalterliche Basteleien wie beispielsweise das Anfertigen von Geldbeuteln, Arbeiten mit dem „Brennpeter“ und Bögen, mit denen auf Scheiben gezielt werden konnte, standen gleichfalls auf dem Programm der jungen Vikarin.
500 Jahre ist es her, dass Martin Luther am 31. Oktober 1517 seine 95 Thesen an die Tür der Schlosskirche zu Wittenberg hämmerte. Da lag es nahe, auch die evangelische Jugend zu eigenen Thesen aufzufordern. 95 kamen zwar nicht zusammen, doch einiges konnten sie doch unter der Aufsicht von Bernd Wintersohl an die Kirchentür heften. So den Wunsch, dass „Christen und Muslime zusammenhalten“, dass „in den Gottesdiensten mehr Technik angewandt wird“ und dass „Bands im Gottesdienst“ spielen. „Gute Denkanstöße“ bescheinigte der ehemalige Gymnasiallehrer Wintersohl den jungen Gemeindemitgliedern.
Was natürlich auf keinem Handy fehlen durfte, war das Foto mit dem „Lego-Luther“, einer überdimensionalen Spielzeug-Figur, die den Reformator mit dem Alten und dem Neuen Testament darstellt. Ein „Selfie“ mit Martin, da nimmt man schon gern in Kauf, dass draußen vor der Kirche die Hüpfburg luftlos und „unbehüpft“ im Regen lag.