„Machen wir uns die Arbeit, der Kriegsopfer zu gedenken“

Zentrale Trauerfeier auf dem Ehrenfriedhof an der Lönsstraße.

Barmen. "Gedenken ist Arbeit, machen wir uns diese Arbeit", forderte Pfarrer Werner Jacken in seiner Rede zum Volkstrauertag auf dem Ehrenfriedhof an der Lönsstraße seine Zuhörer auf. Zuvor hatte er den Teilnehmern der zentralen öffentlichen Feierstunde der Stadt Wuppertal einen Einblick in seine Lebensgeschichte gewährt.

"Als ich geboren wurde, da war der Krieg seit 15 Jahren vorbei, doch die Folgen des Krieges, die waren nicht vorbei", sagte Jacken und berichtete von dem Schicksal seines Vaters, der 1950 aus der Kriegsgefangenschaft in Russland zurückkehrte und für den Rest seines Lebens von Albträumen geplagt wurde. Sein Schweigen über die schrecklichen Ereignisse als Soldat habe sein Vater nie gebrochen, berichtete Werner Jacken. Seine Mutter habe ihm von den Albträumen des Vaters erzählt und von dem Schicksal ihrer Freundin, die aus einer jüdischen Familie stammte, die aus Wuppertal deportiert wurde. Ein Verlust, der bei der Mutter eine große Wunde hinterlassen habe. "Das Mädchen war ihre beste Freundin." Aus seinen eigenen Erfahrungen leitete Pfarrer Jacken den zentralen Gedanken seiner Ansprache ab: "Weil die 55 Millionen Toten von 1933 bis 1945 eine unvorstellbare Zahl sind, ist es wichtig, daran zu erinnern. Und es ist umso wichtiger, je länger es hier ist.

Bürgermeisterin Silvia Kaut hatte die Feierstunde mit einem Hinweis auf die 594 Gräber für die Opfer des 1. Weltkriegs und die 626 für die Opfer des 2. Weltkriegs auf dem Ehrenfriedhof eröffnet. "Hinter den vielen Opfern steht immer das individuelle Schicksal. Im Volkstrauertag drückt sich die Sehnsucht nach Frieden aus", sagte Silvia Kaut, die gemeinsam mit Jörg Orth, Kreisgeschäftsführer des Verbandes Deutscher Kriegsopfer einen Kranz niederlegte.

Anke Kleinschmidt berichtete über ihren Einsatz für die Kriegsgräberfürsorge auf einem Friedhof in Polen, den sie gemeinsam mit polnischen Jugendlichen pflegte. "Bis zum Schluss ist mir unverständlich geblieben, dass unsere Großväter Krieg gegeneinander geführt haben."