Mit neuen Liedern gegen das Ende der Chöre

Hatzfelder wollen mit einem Projekt Mitglieder von ehemaligen Sängergemeinschaften gewinnen. Am Donnerstag geht es los.

Foto: Fleing

Hatzfeld. „Horch, was swingt von draußen rein“, unter diesem fröhlichen Motto wollen die Männer in der Hatzfelder Chorgemeinschaft ein Projekt ins Leben rufen, das am Donnerstag, 2. März, um 20 Uhr im Troxler-Haus an der Hatzfelder Straße beginnt und nach vier Monaten mit einem gemeinsamen Konzert erfolgreich beendet werden soll.

„Die klassischen Männerchöre in ganz Deutschland geben wegen Überalterung nach und nach auf“, weiß Hans Herbert Fleing (73), Vorsitzender des Hatzfelder Bürgervereins und begeisterter Sangesbruder. So haben sich im Laufe der vergangenen Jahre prominente Männerchöre wie „Flügelrad“, ein Männergesangverein, der vornehmlich aus Angehörigen der Bundesbahn bestand, der Ronsdorfer MGV Graben, die „Cäcilia“ und der MGV Liederfreund in Cronenberg nach 105 Jahren aufgelöst und verabschiedet. Wobei die „Cäcilia“ im Sängerhain Sudberg aufgegangen ist. Im Cronenberger Männerchor haben inzwischen Angehörige aus fünf Gesangvereinen, die sich aus personellen Gründen auflösen mussten, eine neue Heimat gefunden.

Waren es vor einem halben Jahrhundert im Tal und auf den Höhen noch Dutzende „Liedertafeln“, „Sangesfreunde“ und Werkschöre, die fröhliche Wanderlieder schmetternd „Hoch auf dem gelben Wagen“ saßen und auf der Bühne „Wenn wir erklimmen, schwindelnde Höhen“ intonierten, so kamen im Laufe der Jahre nur wenige Nachwuchskräfte hinzu. Die Mitgliedschaft wurde immer älter und konnte auch nicht mehr das einstige Stimmvolumen entfalten. Das Durchschnittsalter stieg über 70 und mehr Jahre. Und bei der letzten Bergischen Chornacht in der Historischen Stadthalle erklärte der Vorsitzende eines Männergesangvereins unumwunden: „Wir sind eine aussterbende Gattung.“

Fleing führt den Niedergang des Männergesangs aber auch auf das überalterte deutsche Liedgut mit romantisierenden Volksliedern wie „Am Brunnen vor dem Tore“ und „Vor meinem Vaterhaus steht eine Linde“ zurück, das die „Liederväter“ in den Männergesangvereinen jahrelang auf das Übungs- und Konzertprogramm gesetzt hatten.

Dem wollen die Hatzfelder jetzt mit flotten Songs, die ins Ohr und in die Beine gehen, entgegenwirken. „Das Publikum soll ruhig mitsingen“, so Fleing und freut sich auf eingängige Ohrwürmer wie „Über sieben Brücken“, „Zieh die Schuh aus“ oder Hazy Osterwalds „Criminal Tango“.

„Wir wenden uns mit unserem Vorhaben an Sänger, deren Chöre zwischenzeitlich nicht mehr bestehen, die aber nicht auf der Couch sitzen, sondern gern weiter singen möchten. Und an Männer, die einfach Freude am Gesang haben und bei diesem spannenden Projekt mitmachen möchten“, berichtet Fleing.

„Wir haben bei uns viele gute Stimmen, aber inzwischen leider zu wenig Sänger“, spricht Karsten Kornacker, Vorsitzender des Chorverbandes, das Hauptproblem an und hofft, dass das Chor-Projekt nicht nur rund um die Hatzfelder Wassertürme auf Widerhall stößt.

Geleitet werden die Chorproben von der russischen Musik-Pädagogin Swetlana Stenin, die nicht nur die vier Hatzfelder Chöre, nämlich den Männerchor, den Frauenchor, den gemischten und den Pop-Chor „Chor us!“, sondern ein breites Spektrum von Singgemeinschaften betreut.

Die ersten beiden Probe-Abende im Troxler-Haus, wo ausreichend Parkplätze zur Verfügung stehen, sind für alle Interessenten frei, für die gesamte Projektdauer werden dann 40 Euro erhoben. „Das sind zehn Euro pro Monat“, so Hans Herbert Fleing, der der Verwirklichung des Plans mit Optimismus entgegen sieht. „Unser Chor Mixed Harmonie ist vor Jahren aus einem ähnlichen Projekt entstanden.“

Wer sich anmelden möchte, kann das unter Telefon 706068 tun. „Aber, wer am Donnerstag, dem 2. März, spontan kommen möchte, der ist uns auch willkommen.“