Neue Hoffnung für ein Barmer Kleinod

Das verfallene Fachwerkhaus am Mühlenweg 39 soll in Kürze renoviert werden, kündigt Investor Frank Kipker an. Er hat bereits die Nachbargebäude auf Vordermann gebracht.

Foto: Andreas Fischer

Barmen. „Der letzte Rest einer stolzen Zeile altbergischer Bürgerhäuser: Das Ragué-Haus am Mühlenweg im ursprünglichen Glanz.“ So stand es vor mehr als 30 Jahren in der WZ. Damals schon war von der Renovierung des schmucken, aber heruntergekommenen Fachwerkhauses am Rande der Barmer Innenstadt die Rede.

Die seinerzeitigen Bemühungen hielten indes nicht lange an - heute gleicht das Gebäude Mühlenweg 39 einer Ruine. Marodes Gebälk, sichtbarer Verfall - der Kontrast zu den gepflegten Nachbargebäuden könnte größer nicht sein.

Doch das soll sich schon bald ändern. Der Wuppertaler Investor Frank Kipker kündigt an, in Kürze mit den Renovierungsarbeiten beginnen zu wollen. „Das Haus ist großartig“, sagt Kipker, der bereits die Nachbargebäude auf Vordermann gebracht hat, unter anderem das ehemalige „Friedensheim“, gleich nebenan. „Aber es ist sehr viel zu tun, alles muss von Grund auf saniert werden.“

Vor gut zwei Jahren hat er die betagte Immobilie gekauft, wie er berichtet, „nachdem sie schon länger auf dem Markt war“. Diverse Immobilienmakler hätten versucht, das damals schon stark beschädigte Haus zu verkaufen. „Eine komplizierte Erbengeschichte“, so vermutet Kipker, habe über die Jahre sowohl die Sanierung als auch den Verkauf zusätzlich behindert.

Das Haus hat eine bewegte Geschichte. Die WZ schrieb damals: „1784 errichtete die Familie Wuppermann, die an der Ecke Bachstraße/Bredde wohnte, das Haus am Mühlenweg. Gebaut wurde das Haus in einem Zug mit drei weiteren Doppelhäusern (siehe Kasten oben). Mühlenweg 39 und das Hinterhaus 39 a waren wohl als Mitgift für eine Tochter der Familie Wuppermann gedacht, als sie Johann Peter Hösterey heiratete. Eine ihrer Töchter ehelichte einen Nachkommen einer Hugenotten Familie aus der Schweiz, Heinrich von Ragué.“ Unter diesem Namen wurde das Gebäude in der Folge bekannt, die Ragués bewohnten den Mühlenweg dem Vernehmen nach bis in die 1930er Jahre.

Es folgten Eigentümerwechsel, 1984 wurde das Haus unter Denkmalschutz gestellt. „Vollständig erhalten“ sei es, heißt es über das Objekt in der Denkmalliste der Stadt: „Die gute Qualität macht das Gebäude zu einem wichtigen Beispiel für die Bergische Fachwerkbauweise des späten 18. Jahrhunderts.“

Dieser „guten Qualität“ wegen steht das heruntergekommene Haus womöglich überhaupt noch. „Es ist an diversen Stellen einsturzgefährdet“, sagt Frank Kipker, „dazu der Hausschwamm und ein völlig marodes Gebälk.“ 320 Quadratmeter Fläche hat das Haus, die Außenwände bestehen aus Lehmfachwerk. „Das ist eigentlich prima, aber man muss es pflegen“. Doch das ist über Jahre nicht geschehen.

Gern hätte er schon früher mit der Sanierung begonnen, sagt er. Doch durch den Denkmalschutz hätten „etliche bürokratische Hürden“ überwunden werden müssen. „Ich habe ja gar kein Problem damit, Altes zu erhalten — aber ich kann nicht alles erhalten und es muss machbar sein.“ Die denkmalschutzrechtliche Genehmigung liege jetzt vor, und auch die Baugenehmigung sei in Arbeit. „Ich will jetzt endlich loslegen“, sagt Kipker, „den Dachstuhl habe ich schon seit einem halben Jahr auf dem Lager.“

Einen Umbau zu einem Ein- bis Zweifamilienhaus könne er sich vorstellen, auch eine spätere Nutzung als Hotel sei nicht ausgeschlossen. Läuft alles nach Plan, könnte das Haus Mitte nächsten Jahres fertig sein.

An die 600 000 Euro, so schätzt der Investor, werden in das Gebäude fließen. „Das ist nicht wirtschaftlich — da muss man ein Herz für Barmen haben“, sagt er: „Ich komme von hier, bin nebenan in den Gottesdienst gegangen und habe eine Beziehung zum Gebäude.“