Pater Stobbe hilft bei den Hausaufgaben
Pater Joachim Stobbe bietet seit 30 Jahren im Stadtteil Hausaufgaben-Hilfe an. Den Erfolg sieht er, wenn es Zeugnisse gibt.
Langerfeld. Die Wände des Hauses an der Heinrich-Böll-Straße in Langerfeld sind behangen mit Kinderbildern. Piratenschiffe, bunte Landschaften, Strichmännchen-Familien - ein Dankeschön von Kinder, die gern etwas zurückgeben möchten. Nebenbei erfüllen sie auch noch einen anderen Zweck: Bedeckte Wände kann man nicht mehr bekritzeln. Und das ist wirklich nötig, denn jeden Tag kommen rund 70 bis 100 Kinder in das Haus des Sozialdienstes katholischer Frauen (SkF), um dort zu lernen. Nicht jedes kann da im Auge behalten werden.
Seit 30 Jahren bietet Pater Joachim Stobbe an der Heinrich-Böll-Straße den sechs- bis 19-Jährigen eine kostenlose Hausaufgabenbetreuung an, fachkundige Hilfe inklusive. Gemeinsam mit dem SkF und vielen freiwilligen Helfern öffnet er das Haus jeden Wochentag ab viertel vor zwölf, manchmal bis zehn Uhr abends. Willkommen ist jeder, auch ohne Anmeldung. Eine der wenigen Regeln: Wer mit seinen Aufgaben fertig ist, geht wieder.
Denn das Projekt soll keine Nachmittagsbetreuung ersetzen, erklärt Pater Stobbe. Auch heute wird in den Räumen eifrig gelernt. An einem Tisch sitzt die 16 Jahre alte Hanane über ihre Mathe-Arbeitsblätter gebeugt. Seit ein paar Monaten kommt sie einmal pro Woche. Diesmal geht es um Potenzen, und Hanane tut sich schwer. Zum Glück sitzt neben ihr Hans-Peter Kroll, Rechtsanwalt und einer der vielen ehrenamtlicher Helfer im Haus.
Geduldig bespricht er mit ihr die einzelnen Aufgaben. Auch wenn an dem Projekt viele Menschen beteiligt sind, steht doch eine Person im Vordergrund - auch wenn sie darauf keinen Wert legt: Pater Stobbe möchte mit seiner Arbeit vor allem eine Lücke füllen, wie er selbst sagt. "Die Nachfrage hier ist so groß, die können wir gar nicht abdecken. Aber wir leisten einen kleinen Beitrag", erklärt er.
Rund 80 Prozent der Jugendlichen, die zur Hausaufgabenhilfe kommen, haben einen Migrationshintergrund, schätzt Stobbe. Für ihn sind sie alle "kleine Schätze", um die sich leider viel zu wenig gekümmert werde. "Wir müssen den Jugendlichen Mut machen", sagt er.
Damit die Betreuer jedem Jugendlichen gerecht werden kann, arbeitet der SkF mit anderen Institutionen zusammen - wie beispielsweise der evangelischen Kirchengemeinde, dem Spielhaus und der Stadtmission, die auch Hausaufgabenhilfe anbieten. Denn nicht immer fühlen sich die Jugendlichen beim SkF wohl. Manchmal werden sie deshalb zu anderen Einrichtungen weitervermittelt.
Egal auf welchem Weg: der Erfolg der Hausaufgabenhilfe spricht jedenfalls für sich. Zum Beispiel in Form des zehn Jahre alten Baris. Seit der ersten Klasse kommt er zum SkF. Nun hält er stolz sein letztes Zeugnis in die Luft: Lauter Zweien und Dreien. Baris hat eine Empfehlung für die Realschule bekommen.