Traditions-Bandweberei Kafka vor dem Umzug nach Schwelm?

Das 1898 gegründete Unternehmen braucht mehr Platz.

Langerfeld. Wuppertal droht ein industriegeschichtlich wertvolles Pfund zu verlieren: Die Bandweberei Kafka an der Straße Beyeröhde braucht dringend mehr Platz, den konnte ihr bislang in Wuppertal aber noch niemand bieten. Nun denkt die Chefin Frauke Kafka darüber nach, die Stadt zu verlassen.

Ein Objekt im nahegelegenen Schwelm ist bereits im Gespräch. Eines, das den Bestimmungen des Denkmalschutzes entspricht. Denn die 65-Jährige plant einen weiteren Coup. Womöglich wandelt sie den Betrieb in eine Stiftung um. Mit der Deutschen Stiftung Denkmalschutz steht sie bereits in Verhandlungen.

Sechs Menschen leben von dem Unternehmen. Und genau deshalb will Frauke Kafka es nicht so machen, wie so viele Bandweber vor ihr. Einfach abschließen und Schluss machen - das ist nicht der Weg, den sie einschlagen will. Was allerdings den Standort angeht, drängt mittlerweile die Zeit. Frauke Kafka sagt, sie hat noch zwei Monate.

In den jetzigen Räumlichkeiten (die hat gerade Frank Müller von Frank Müller Immobilien erworben) ginge es jedenfalls nicht weiter. Es fehle schlicht an Platz. Alte Arbeitsunterlagen früherer Webereien zum Beispiel lägen ordentlich verpackt in dem Haus, könnten aber nicht präsentiert werden. Woran es nicht mangelt, ist Frauke Kafka zufolge Hilfsbereitschaft.

Sowohl Frank Müller als auch die Bezirksvertretung legten sich ins Zeug - bislang aber ohne Ergebnis. Das Unternehmen fertigt Schmuckbänder auf vielen mehr als 100 Jahre alten Jacquard-Webstühlen. Die ermöglichen es, beliebig komplizierte Bänder von großen Längen zu erzeugen. Dieses Prinzip wurde im Jahr 1805 erfundenen.

Kunden des Unternehmens sind Konfektionäre, Designer und Textilfirmen. An jedem zweiten Samstag im Monat gibt es außerdem Tage der offenen Tür. Und auch diese Veranstaltungen erfreuen sich großer Beliebtheit.

Frauke Kafka selbst hat das Unternehmen im Jahr 1991 übernommen. Die Fabrik wurde 1898 gegründet. Eine lange Wuppertaler Tradition in einem der urtypischen industriellen Tätigkeiten. Nun könnte diese Tradition eine Anknüpfung im benachbarten Schwelm finden. Doch die mutmaßliche neue Immobilie benennt Frauke Kafka noch nicht.