Vom Holocaust und gegen das Vergessen
In der Immanuelskirche wurde der Opfer des Nationalsozialismus gedacht.
Oberbarmen. Comic und Holocaust sind ein Wortpaar, das Reibungen enthält. Dennoch lieferte ein Comic Schülern der Hauptschule Oberbarmen die Vorlage für Szenen einer schrecklichen Geschichte. Gemeint ist "Die Suche", ein Band, den das Anne Frank Haus entwickelte.
Ihre Szenen führten die Schüler gestern in der Immanuelskirche auf, wo zum Jahrestag der Befreiung von Auschwitz der Opfer des Nationalsozialismus gedacht wurde. Ulrike Schrader, Leiterin der Begegnungsstätte Alte Synagoge, umriss eindrücklich, warum allmählich die Scheu fallen muss, den Schrecken der NS-Zeit auch mit modernen Ausdrucksformen wie dem Comic zu vermitteln. Je geringer die Zahl der Zeitzeugen werde, desto mehr gelte es, eine neue Kommunikation mit der Jugend zu finden.
Deren Welt sei eine gänzlich andere, durchsetzt mit veränderten Werten, wobei im Zuge des Nahostkonflikts der Begriff "Jude" abermals zum Schimpfwort werde. Ulrike Liedtke, Leiterin der Hauptschule Oberbarmen, ging einen beträchtlichen Schritt weiter, als sie von den gruppenbezogenen Feindseligkeiten - Antisemitismus ebenso wie Homophobie - einen Bogen zur gegenwärtigen Lage der Stadt Wuppertal schlug.
Die Demokratie stehe auf dem Spiel, wenn Bürger in der Krise nicht politische Teilhabe betreiben, sondern Hetze gegen alles Fremde praktizieren würden. Gerade die Hauptschüler, die sie unterrichte, stünden am Ende einer "Bildungsnahrungskette". Gerade sie müssten demnach der drohenden Gefahr eines allzu leichtfertigen Denkens entrissen werden.
Dazu bedürfen einer soliden Erziehung, eines intakten Bildungs- und Kulturangebots, das derzeit in Wuppertal zur Disposition stehe. Ulrike Liedtke erhielt dafür langen Applaus, ebenso wie ihre Schüler. Dass sie ihre Szenen mit Markus Höller und Miriam Rösch von den Wuppertaler Bühnen einstudiert hatten, sollte zu denken geben: Theaterpädagogik steht leider auch auf dem Spiel.