Im Polizeipräsidium Wuppertal wurde die Sonderausstellung „Wohnungslosigkeit im Nationalsozialismus“ eröffnet, die die Bundesarbeitsgemeinschaft Wohnungslosenhilfe ins Leben gerufen hat.
Polizeipräsident Markus Röhrl betont in seiner Begrüßungsrede, die Ausstellung solle nicht bloß einen Überblick über eine Geschichtsperiode verschaffen. Vielmehr solle sie ein Mittel zur Vergangenheitsbewältigung, besonders auch für Kollegen innerhalb der Polizei, darstellen und darüber hinaus auch zur Reflexion über eigene Handlungen anregen. Die Ausstellung stelle eine Warnung und zugleich einen Auftrag für jeden dar, „die Menschenwürde stets in den Mittelpunkt zu stellen.“
„Sein Augenmerk stets
auf Menschenrechte richten“
Matthias Lammers, zuständig für die Öffentlichkeitsarbeit bei der Polizei Wuppertal und Mitglied des Rheinisch-Bergischen Zentrums für Polizeigeschichte, initiierte den Aufbau der Wanderausstellung im Polizeigebäude und leitet in das Thema ein.
Mit dem Sprechen über die Wohnungslosen während des Nationalsozialismus soll an die „damals Ärmsten der Gesellschaft“ erinnert werden, die weder Bürgerrechte empfingen, noch als Teil der „Volksgemeinschaft“ angesehen wurden.
Das radikale Vorgehen der Nationalsozialisten unterstützte die deutsche Polizei, indem sie für die Verfolgung zuständig war. „Ich habe die Ausstellung unter dem Aspekt der demokratischen Resilienz hierhin geholt. Sie ist für meine Kollegen von Interesse, darüber hinaus erweckt das Thema aber auch sicherlich Aufmerksamkeit in der Öffentlichkeit und es ist von Interesse für alle, sein Augenmerk stets auf die Menschenrechte zu richten.“ In den Jahren zwischen 1929 und 1932 nahm durch die Weltwirtschaftskrise die Massenarbeitslosigkeit immer weiter zu. Schätzungsweise 100 000 Obdachlose hatten in dieser Zeit unter der fehlenden Fürsorge des Deutschen Staats zu leiden. Während der NS-Zeit bekämpften die Nationalsozialisten sodann nicht länger die Ursachen der Armut, sondern den dahinterstehenden Menschen. Die zahlreichen zur Unterschicht erklärten Personen, zu denen unter anderem auch Kranke, „Lasterhafte“ und eben Wohnungslose gehörten, wurden eingesperrt oder zwangssterilisiert, was Arbeit auch für die damalige Wuppertaler Kriminalpolizei bedeutete. Ab 1938 wurden Wohnungslose und zahlreiche andere als „asozial“ bezeichnete Menschen ins Konzentrationslager eingeliefert. Es sei sehr wichtig, sagt Lammers, bei Betrachtung der geschichtlichen Ereignisse stets reflektiert zu bleiben.
Auf 13 Plakaten in verschiedenen Farben sind Quellentexte, Fotos und Einzelschicksale zu finden, die das Bewusstsein über die Tragweite der historischen Periode schärfen sollen und einen Überblick über die geschichtlichen Ereignisse geben. Themenkomplexe sind unter anderem die Weltwirtschaftskrise, die Bettlerrazzia 1933, Zwangssterilisation und Rassenhygiene.