Zu teuer: Niemand kauft den Bunker

Zwangsversteigerungfür das Grundstück an der Schwelmer Straße erbringt kein Angebot. Die Gläubigerbank verlangt 450 000 Euro.

Foto: Anna Schwartz

Langerfeld. Das Interesse an der angebotenen Immobilie war zwar groß, ein Käufer für den Hochbunker an der Schwelmer Straße fand sich bei der Zwangsversteigerung im Amtsgericht dennoch nicht. Etwa ein Dutzend Besucher kam zu der Veranstaltung, die im Rahmen einer Zwangsvollstreckung stattfand, in den Gerichtssaal A 68. Wer allerdings gehofft hatte, bei dem Termin ein zentral gelegenes Objekt mitsamt 1000 Quadratmeter großem Grundstück zum Schnäppchenpreis erwerben zu können, wurde enttäuscht. Zu hoch war die Forderung der Degussa Bank für das bebaute Grundstück: 450 000 Euro wollte das Gläubigerinstitut haben.

Den Verkehrswert für das Grundstück hat das Gericht dagegen auf 235 000 Euro festgelegt. Unter den potenziellen Bietern fand sich lediglich ein Interessent, der allerdings ein Gebot deutlich unter diesem Wert abgeben wollte: 115 000 Euro.

Als ihm der Anwalt der Bank beschied, dass das Grundstück nur für einen Preis von mindestens 450 000 Euro verkauft werde, zog der Mann sein Angebot sofort wieder zurück. Er habe „die klare Anweisung“ der Bank, nicht unter diesen Preis zu gehen, sagte der Rechtsvertreter fast schon entschuldigend. Sollte sich der Preis nicht erzielen lassen, gebe es auch keinen Zuschlag.

Und so kam es wie erwartet: Die gesetzliche Mindestgebotszeit von einer halben Stunde verstrich, ohne dass ein potenzieller Käufer ein Gebot präsentiert hätte. Das Amtsgericht stellte das Verfahren einstweilig ein, ein weiterer Versteigerungstermin ist beantragt.

Große Hoffnung, dass beim nächsten Termin ein deutlich günstigeres Angebot der Bank vorliegt, sollten sich mögliche Interessenten allerdings nicht machen. Die Bank wolle mit dem Objekt „ordentlich Geld“ machen, erklärte der Anwalt auf Nachfrage eines Besuchers. Insofern sei nicht damit zu rechnen, dass der geforderte Preis deutlich nach unten gehe.

Die Rechtspflegerin wies zudem darauf hin, dass keine Innenbesichtigung des Gebäudes möglich sei. „Wir sind keine Makler“, erklärte sie. Die Verhandlungen über den Kaufpreis seien überdies nur im Rahmen der Zwangsversteigerung vor Gericht möglich, Preisabsprachen außerhalb des Gerichtssaals nicht zulässig.

Neben der Degussa-Bank hat auch die NRW-Bank das Projekt mit Wohnungsbaumitteln des Landes gefördert. Nach WZ-Informationen flossen rund 850 000 Euro in das Vorhaben. Das Land hat bereits angekündigt, zu Unrecht gezahlte Fördergelder zurückzufordern.

Für die Langerfelder ist der Stahlbeton-Bunker aus dem Jahr 1938 seit langem ein Ärgernis. Die damalige Treuhand Immobilien AG (heute: Treuhand-Euroflex GbR) hatte das Gebäude im Dezember 2007 gekauft. Ein Dutzend barrierefreie Seniorenwohnungen zwischen 65 und 70 Quadratmetern sollten dort entstehen, 1,8 Millionen Euro investiert werden. Doch der Umbau kam vor mehr als drei Jahren zum Erliegen. Seitdem verfällt das Gebäude immer mehr. Der damalige Investor äußert sich gegenüber der WZ nicht zu den Gründen. Im Oktober 2014 hatte die Bank das Objekt wegen der ausstehenden Zahlungen der Eigentümer beschlagnahmt.

Bezirksbürgermeister Eberhard Hasenclever zeigte sich auf WZ-Anfrage „enttäuscht“, dass für das Grundstück und den Bunker weiterhin keine Lösung in Sicht ist. Derzeit sei leider nicht abzuschätzen, wie viel von den gewährten Geldern schon in das Gebäude geflossen seien und wie hoch der Erneuerungsbedarf ausfalle. „Vielleicht wäre es ja möglich, dass die Bank künftig eine Besichtigung für mögliche Interessenten anbietet“, sagte er.