Abschied nach 115 Jahren: Die „Gertrude“ schließt ihre Pforten

Zum Abschied von der Hauptschule auf dem Elberfelder Ölberg gab es am Mittwoch ein Schulhoffest.

Abschied nach 115 Jahren: Die „Gertrude“ schließt ihre Pforten
Foto: Andreas Fischer

Nordstadt. Zunächst als Volks- und schließlich als Hauptschule war sie auf dem Ölberg 115 Jahre lang Ort des Lernens und des Austauschs. Doch die Tage der „Gertrude“, der traditionsreichen Hauptschule, sind aufgrund zu weniger Neuanmeldungen gezählt. In nur zweieinhalb Wochen, zum Ende des laufenden Schuljahres, wird die Hauptschule Elberfeld-Mitte an der Gertrudenstraße für immer ihre Pforten schließen. Zeit also für eine ausgiebige Abschlussfeier, zu der sich am Mittwoch Schüler, Eltern und Lehrer auf dem Schulhof trafen.

Bei einem Programm mit Modenschau, Tanzeinlagen und Theaterszenen sowie einer Gesangseinlage des provisorischen Lehrerchors war die Stimmung vor allem bei den Schülern heiter — wehmütig ums Herz war es eher den Lehrern, die mitunter jahrzehntelang den Unterricht an der „Gertrude“ gestalteten. So wie zum Beispiel Anke Müller-Rübel, die seit 38 Jahren schwerpunktmäßig Physik, Technik und Mathematik unterrichtet. „Ich wäre hier gerne bis zum Ende meines Berufslebens geblieben, doch nun werde ich die letzten Jahre an einer anderen Schule unterrichten“, sagt sie. Wie sie hätten schon einige des Lehrerkollegiums eine neue Stelle, manche aber wüssten noch gar nicht, wohin sie nun gehen wollten. Vor Arbeitslosigkeit müsse sich allerdings niemand fürchten.

„Die Schüler haben sich mit der Situation gut arrangiert“, sagte Müller-Rübel. „Wir möchten das pädagogische Feuer der ‚Gertrude‘ weitergeben“, ergänzte Lehrer Rüdiger Raschke, der 39 Jahre lang an der Hauptschule unterrichtete. Er kennt noch die Zeiten, als der Ölberg „ein sozialer Brennpunkt und die ‚Gertrude‘ eine Schule für benachteiligte Kinder“ war. Die Armut sei mitunter groß und der Ruf des Stadtteils „nicht immer der beste“ gewesen.

Dennoch habe die Schule schon in Zeiten, als Inklusion noch kein gängiger Begriff war, immer auf ein gutes Miteinander sowie auf individuelle Förderung Wert gelegt — was nun andernorts geschehen müsse.