Deutsch-russischer Streit um das Drei-Kaiser-Denkmal
Soll das Drei-Kaiser-Denkmal restauriert werden? Die Meinungen gehen auseinander.
Hardt. Jahrelang führte es auf der Hardt ein Schattendasein — jetzt steht das Drei-Kaiser-Denkmal im Mittelpunkt einer emotionalen Auseinandersetzung. Denn der russische Staat hat auf Vermittlung des Wuppertaler Kulturvereins Applaus angeboten, das Denkmal mit russischen Mitteln zu restaurieren. Dass dieser Vorstoß aber in Wuppertal nicht auf allzu viel Gegenliebe stößt, zeigte am Dienstagabend eine Podiumsdiskussion auf Einladung des „Kulturforums der Sozialdemokratie“ (siehe Kasten).
Gewissermaßen die russische Position vertraten dabei Ludmilla Gutina, die Geschäftsführerin des Wuppertaler Vereins Applaus, und Jewgenij Schmagin, Generalkonsul der Russischen Föderation in Bonn. Sie setzen sich für eine Rekonstruktion des Denkmals in dem Zustand ein, den es vor dem Zweiten Weltkrieg hatte — mit goldverziertem Geländer und drei gleich gut erhaltenen Säulen, auf denen an die Monarchen der preußisch-russisch-österrichischen Allianz gegen Napoleon erinnert wird (siehe Kasten). Störend empfinden beide — und auch viele am Dienstagabend anwesende Mitglieder von Wuppertals russischer Gemeinde — dass derzeit nur die Säule des preußischen Königs restauriert ist, während die des russischen Zaren sich in eher bröselndem Zustand präsentiert.
Eine Rekonstruktion wollen Schmagin und Gutina als Geste der deutsch-russischen Völkerfreundschaft verstanden wissen — durch die Erinnerung an den gemeinsamen Kampf gegen Napoleon und damit auch an gemeinsame Traditionen, die älter sind als die feindlichen der beiden Weltkriege. Daneben meldete Konsul Schmagin auch den Anspruch und das Angebot der russischen Regierung an, Denkmäler mit russisch-nationalem Bezug auch im Ausland zu erhalten.
Dabei meldete vor allem Eberhard Illner, Chef des Historischen Zentrums und Vertreter der Stadt vor Ort, Bedenken an: Es gehe um ein deutsches Bürgerdenkmal in einer deutschen Kommune — und auch der Bezug zu Russland rechtfertige auf keinen Fall eine russische Einmischung oder Ansprüche. Eberhard Illner: „Das hat auch mit dem ganz unterschiedlichen Geschichtsverständnis zu tun.“ Denn in Deutschland sei das ein eher (selbst-)kritisches und interpretierendes, in Russland eher ein die Vergangenheit idealisierendes.
Mit dem Historiker Michael Okroy warb Illner daher dafür, das Denkmal in seiner jetzigen Gestalt zu belassen — weil es mit seinen Spuren der Zerstörung im Zweiten Weltkrieg und Vernachlässigung die wechselvollen deutsch-russischen Beziehungen anschaulich begreifbar mache.