Verkaufsabsichten Ehemalige Kreuzkirche: Sorge um einen „außergewöhnlichen Ort“
Die Nachbarschaft sieht die Verkaufsabsichten für die Diakoniekirche kritisch — und hofft auf ein neues Konzept.
Nordstadt. Die Verkaufsabsichten für die ehemalige Kreuzkirche haben rund um die Friedrichstraße für viel Aufsehen gesorgt. Über kurz oder lang will sich die Diakonie von der Diakoniekirche trennen (die WZ berichtete). Interessent ist eine afrikanische Gemeinde, die selbst schon länger auf der Suche nach einem neuen Domizil ist. Am WZ-Mobil äußerten Anwohner und Besucher der Kirche ihre Wünsche zur Zukunft der Kirche. Die größte Sorge: Wird ein öffentlicher Ort in der Nordstadt verschwinden?
Immer wieder ein Thema gestern: der Inselgarten. „Das ist mehr als nur ein Garten um die Kirche herum“, sagt Friedhild Cudennec. „Von hier gehen Ideen aus.“ Waltraud Hagemann kümmert sich ehrenamtlich um den Garten: „Aber auch wegen der Essens- und Lebensmittelausgabe und den Festen, die hier veranstaltet werden und die die Menschen verbinden, wird die Kirche im Quartier benötigt. Man bekommt zudem sehr viel Zuspruch, wenn man sich hier engagiert.“
Uwe Schröder sagt: „Hier ist ein außergewöhnlicher Ort, an dem jeder willkommen ist und die Menschen respektvoll behandelt werden. Hat man Probleme, wird einem hier geholfen und jeder, der sich hier engagieren möchte, kann dies auf vielfältige Art und Weise tun.“
Dirk Fischer meint: „Es ist enorm wichtig, dass die hervorragende Arbeit hier fortgesetzt wird. Nicht nur der Inselgarten spricht viele Menschen an. Es ist zudem ein Gotteshaus, in dem auch Gottesdienste stattfinden müssen.“
Margret Pfeiffer gehört zu den vielen allein stehenden Menschen: „Ich gehe hierher, um Leute zu treffen und nicht allein zu sein. Durch Hilfe bei Amtsangelegenheiten oder privaten Problemen bereichert dieser Ort das Viertel.“
Hans Veith sieht das ähnlich: „Das Personal und die Ehrenamtler sind freundlich und hilfsbereit. Ich bin hier, um mich zu unterhalten und unter Menschen zu kommen.“ Ein Punkt, den auch Christine Nordmann vom Verein Neue Arbeit neue Kultur hervorhebt: „Viele kommen sogar von weiter weg hierhin.“
Ulrike Mös sagt: „Im Nordstadtviertel mischen sich viele Nationen, Studenten und Arbeiter. Diese Begegnungsstätte fördert durch gemeinsames Arbeiten oder Unterhaltungen die Gemeinschaft und ein respektvolles Miteinander. Der Ort wird von allen akzeptiert.“
Ein Fan der Diakoniekirche ist auch Franzi Rockzz: „In einer wunderbar friedlichen Atmosphäre wird hier ganz wichtige Arbeit geleistet, bei der es um den Menschen geht. Der Inselgarten wertet zudem das Viertel auf. Außerdem sind hier alle nett und freundlich, so dass man auch entspannt die Zeit verbringen kann.“
Achim Sewerin, ehrenamtlicher Mitarbeiter der Stadtmission, hilft seit fünf Jahren in der Diakoniekirche. „Ich koche und backe hier, für den Mittagstisch, aber auch für Veranstaltungen. Es wäre sehr schade für die Menschen hier, wenn die Anlaufstelle wegfallen würde.“
Damit es nicht soweit kommt, bündeln die Stadtmission und weitere Akteure im Stadtteil ihre Kräfte. „Wir schäumen über vor Ideen“, sagt Volker Kreft von der Stadtmission. Gemeinsam mit Alter Feuerwache, Utopiastadt und Forum Mirke wolle man ein Konzept erarbeiten, die Kirche als öffentlichen Ort zu erhalten. Von allen Seiten gebe es Interesse, sagt Kreft. Eine Überlegung sei, eine gGmbh zu gründen, als Träger der Kirche. Denn, das wissen die Beteiligten, der Unterhalt der Kirche ist eine große Hürde. Laut Diakonie sind es um die 30 000 Euro pro Jahr. Die müsse man erstmal stemmen.
In die Gespräche einbezogen werden soll, so Kreft, später auch die Gemeinde „Jesu Christi auf Erden vertreten durch den Sondergesandten Simon Kimbangu e.V.“ — die bislang als erster Anwärter für den Kauf des Denkmals gilt. Ein Vertreter der Gemeinde war gestern nicht am WZ-Mobil. Für ein gemeinsames Konzept sieht Kreft Schwierigkeiten. Die Gemeinde brauche auf jeden Fall Parkplätze — die gibt es bislang aber nicht. Unter Umständen müsste dann der Inselgarten weichen. Das sei einer der Punkte, über die man auf jeden Fall reden müsse, so Kreft.