Wuppertal Friedrichstraße bald keine Fußgängerzone mehr
Stadt muss die Straße zum „verkehrsberuhigten Geschäftsbereich“ erklären.
Wuppertal. Die Friedrichstraße zwischen Neumarkt und Karlstraße ist offiziell Fußgängerzone — noch. Denn die Verwaltung will die Straße in einen „verkehrsberuhigten Geschäftsbereich“ umwandeln — oder besser gesagt muss umwandeln. Denn nachdem ein Wuppertaler Bürger den Petitionsausschuss des Landtages eingeschaltet hatte, mischten sich auch das Verkehrsministerium und die Bezirksregierung ein und stellten fest: Eine Fußgängerzone ist der Bereich eigentlich nicht mehr.
Die Meinung vertritt auch Norbert Bernhardt, der seit langem für eine neue rechtliche Einordnung des Bereichs kämpfte und über den Petitionsausschuss jetzt zum Erfolg kam. „Der besondere Schutz der Fußgänger ist dort nicht gewährleistet“, sagt Bernhardt mit Blick auf die Friedrichstraße. Weder in gestalterischer Hinsicht, noch in verkehrlicher Hinsicht seien die Merkmale für eine Fußgängerzone erfüllt. Es gebe Ausnahmebewilligungen für sämtlichen Anlieger-/Anlieferverkehr, 450 Busse täglich, Taxen und Radfahrer führt der Wuppertaler an. Das passe alles nicht in einen Bereich, in dem Fußgänger eigentlich besonders geschützt werden müssten.
Warum unterscheidet sich aber die Friedrichstraße so sehr von einer aus Sicht Bernhardts „richtigen Fußgängerzone“ wie etwa der Poststraße? Reinhard Behr vom Ressort Straßen und Verkehr erinnert sich an die Einrichtung der Zone Mitte der 1990er Jahre. Damals, so Behr, sei der Bereich dort aufwändig umgestaltet worden. Aus Sicht der Stadt erfüllte die Friedrichstraße danach auch die Bedingungen einer Fußgängerzone. Dass dort trotzdem Busse fahren dürfen, sei damals auch mit ihm Stadtrat so gewünscht worden. „Die Ausnahmegenehmigung durften wir deshalb aufgrund eines älteren Erlasses des Landesverkehrsministeriums geben, das hat uns auch der Ausschuss jetzt noch einmal bestätigt“, so Behr. Aus seiner Sicht und aus der der Polizei sei die Sicherheit der Fußgänger auch nicht gefährdet.
Der Ausschuss kommt aber, wie in der Vorlage zur heutigen Sitzung der BV Elberfeld (siehe unten) zu lesen ist, zu einem anderen Ergebnis. Festgestellt wurde, dass der Ausbauzustand eine Trennung von Fußgängern und Verkehr suggeriere. Außerdem wird das viel zu hohe Verkehrsaufkommen für eine Fußgängerzone bemängelt und dass die bauliche Gestaltung der Friedrichstraße „mit in Längsrichtung angelegten Parkflächen und Sperrpfosten zur Abgrenzung der Fußgängerverkehrsflächen geschwindigkeitsfördernd wirkt“. Genau die Punkte, die Bernhardt anprangert.
Da die Stadt aber darauf besteht, dass weiterhin Busse durch die Friedrichstraße fahren, schlug der Ausschuss eben die Ausweisung als „verkehrsberuhigten Geschäftsbereich“ vor. Für die Nutzer, betont Behr, ändert sich dadurch praktisch nichts. Busse und Taxen dürfen in Zukunft anstatt Schritttempo nun Tempo 20 fahren. „Was sie ja vorher auch schon gemacht haben“, ärgert sich Bernhardt, dass die Stadt erst jetzt reagiert, „wo sie gezwungen wird“. Jahrelang habe er die gleichen Kritikpunkte aufgeführt. Die Stadt habe dann stets argumentiert, eine Umwandlung sei nicht möglich, weil dann Anwohner Gebühren zurückfordern könnten, die damals bei der Umgestaltung von Seiten der Stadt erhoben wurden. „Ein Scheinargument“, sagt Bernhardt. Denn jetzt sei davon nicht mehr die Rede. „Die Stadt wollte nur einfach nicht.“