Kleingärten Hindenburgstraße: Bauprojekt gefährdet die Jugendarbeit
Jugendliche haben in einem Kleingarten einen Anlaufpunkt gefunden — doch der könnte bald Wohnungen weichen.
Zoo. Gabriele Gees sprudelt vor Ideen. „Wir könnten Workshops oder Coachings abhalten. Oder wir laden einen Biologen ein und lernen etwas über die Natur.“ Vor drei Jahren hat sich eher zufällig ein Jugendprojekt gebildet, das die Sozialarbeiterin in ihrer Freizeit gemeinsam mit ihrem Mann betreut. Das Zentrum dieses Projekts ist ein Kleingarten an der Hindenburgstraße, der nun einem geplanten Großbauprojekt zum Opfer fallen soll — und damit auch die Ideen von Gabriele Gees.
Begonnen hat das Jugendprojekt mit einem Dach: Die Mutter eines der Jugendlichen besitzt einen Kleingarten, in dem ein kleines Gartenhäuschen steht. Das Dach dieses Häuschens war stark renovierungsbedürftig. Ihr Sohn trommelte ein paar Freunde zusammen, gemeinsam besorgten sie Baumaterialien und erneuerten das Dach — mit Hilfe des Ehepaars Gees, das in direkter Nachbarschaft zum Garten wohnt und vom Engagement der Jugendlichen begeistert war.
Das ist nun drei Jahre her. Mittlerweile ist das komplette Gartenhäuschen renoviert und „die blauen Daumen verheilt“, sagt Hubertus Gees, der bei den handwerklichen Aufgaben mit Rat und Tat zur Seite stand. Als nächstes Projekt ist der Bau einer Lärmschutzwand geplant, auch wenn der Ärger mit den Nachbarn, den es zu Beginn des Projekts gab, längst beigelegt ist. „Wenn man miteinander redet, hilft das sehr. Wir haben ein gutes Verhältnis zu den Nachbarn, auch wenn es natürlich abends mal etwas lauter ist,“, sagt Gabriele Gees.
Noch länger ist es her, dass es richtig Ärger im Zooviertel gab: Bevor das private Gartenprojekt startete, hatten die Jugendlichen keinen Platz im Viertel. „Früher haben wir auf der Straße rumgehangen, da haben wir die Anwohner gestört“, erinnert sich Marc (18). Auch Kevin (19) sieht keine Alternative zum Gartenhäuschen: „Früher gab es hier mal einen Bolzplatz, auf dem hat mein Vater noch gespielt. Von uns kann sich kaum einer daran erinnern.“ Wenn ihr Treffpunkt nun dem Bauprojekt zum Opfer fallen würde, befürchten die Jugendlichen neuen Ärger.
Gabriele Gees geht es nicht nur um „ihre“ Jugendlichen. Denn auch wenn die langsam ein Alter erreichen, in dem man keine Orte zum Spielen mehr braucht, wünscht sie sich, das Projekt fortzusetzen: „Die nachfolgenden Generationen haben ja auch keinen Platz hier auf dem Berg.“ Deshalb plant das Ehepaar Gees eigentlich, das Projekt zu professionalisieren. Sie wollen einen Verein gründen und eventuell Fördergelder beantragen. Mit diesem Geld könnten dann einige der zahlreichen Ideen von Gabriele Gees ungesetzt werden — wenn das Großbauprojekt nicht dazwischen kommt.