Kleingartenverein Pfaffenhaus: Seit 90 Jahren auf der Sonnenseite

Die Katernberger Gärtner feiern Geburtstag – und ihre Anlage mit Ausblick.

Katernberg. Rückblick: Im Jahr 1920 heißt Wuppertal noch gar nicht Wuppertal, als am Katernberg eine Handvoll Gartenfreunde den Kleingartenverein Pfaffenhaus gründet. Der Anlass ist ernst: Die Hungerwinter der Kriegsjahre sind gerade erst vorüber, das besiegte Reich liegt wirtschaftlich am Boden. Wohl dem, der in unsicheren Zeiten auf eigener Parzelle ein paar Lebensmittel anbauen kann.

Szenenwechsel, 90 Jahre später: Im Vereinsheim des Kleingartenvereins liegt nichts ferner als Not oder Mangel. Der Saal ist voll, gut 150 Gäste sind da, lauschen der Musik des Katernberger CVJM-Posaunenchors, stürmen anschließend das Büffet, feiern ausgelassen. Anlass: Der Geburtstag des Vereins. Statt Hungerbekämpfung steht Geselligkeit auf dem Programm. Vorsitzender Helmut Lutz: "In unserem Gartenverein steht das Miteinander im Vordergrund."

Zumal der Verein mit seiner Anlage an Wuppertals Nordhang wirklich auf der Sonnenseite des Stadtlebens zu verorten ist. Lutz: "Wir haben hier einen atemberaubenden Ausblick. Von hier aus kann man bis an den Niederrhein blicken. An klaren Tagen sogar bis Grevenbroich." Und das ist von Katernberg aus über 40 erstaunliche Kilometer entfernt.

Damit das auch Besucher erleben können, hat der Verein eigens seine Wege erneuert und Bänke aufgestellt. Dort können Gäste von morgens bis abends den Ausblick und die Sonne genießen - wenn er Himmel wolkenfrei ist, haben die Kleingärtner nämlich den ganzen Tag etwas davon. Auf Wuppertals Nordhang scheint sie nämlich den ganzen Tag.

Deswegen ist die Gartenanlage auch sehr beliebt. Von den 83Pazellen ist nur noch eine einzige frei, mache Nachbarn besitzen hier seit über 25 Jahren einen Garten. Wegen des hohen Freizeitwerts richtet sich der Verein aber inzwischen auch verstärkt an junge Leute: "Unser Ziel ist es, den Kindern einen gesunden Umgang mit der Flora und Fauna zu zeigen", so Lutz. "Lehrer und Erzieher sollten viel öfter Ausflüge in einen Kleingartenverein machen."