Kriegs-Gedenkstätten: Welche wird zuerst saniert?

Der Verein Spurensuche kritisiert die Sanierung der Kriegsgräber-Anlage Krummacherstraße als unnötig. Wichtiger sei die Reparatur der Anlage an der Schorfer Straße in Cronenberg.

Eskesberg/Cronenberg. Acht Jahre alt wurde Alexander Kowalenko. Er starb in Wuppertal, im Kriegsjahr 1944. Ärztliche Dokumente berichten von einem Lungenproblem. "Doch die genauen Umstände seines Todes sind ungeklärt", sagt Lieselotte Bhatia vom Verein Spurensuche.

Sie steht vor der Steinplatte mit dem Namen des russischen Jungen - eine von vielen auf der Kriegsgräber-Anlage des evangelischen Friedhofs Krummacherstraße. Das Rasenfeld mit den eingelassenen Bodenplatten erinnert an russische und polnische Zwangsarbeiter, die während des Zweiten Weltkrieges in Wuppertal gestorben sind. Und an ihre Kinder. Vor zwei Jahren haben die beiden noch lebenden Brüder des kleinen Alexander aus dem weißrussischen Mogilev das Grab ihres Bruders in Wuppertal besucht, berichtet Lieselotte Bhatia. "Das war sehr bewegend." Seit zehn Jahren interessiert sich der Verein Spurensuche für die Geschichte ehemaliger Zwangsarbeiter, organisiert Besuche und möchte die Erinnerung an viele Schicksale bewahren. Deshalb freut sich Lieselotte Bhatia grundsätzlich darüber, dass Kriegsgräberanlagen in Wuppertal regelmäßig gepflegt werden.

Doch von der Nachricht, dass die Gedenkstätte an der Krummacherstraße jetzt für 32.000 Euro hergerichtet wird, war sie gar nicht begeistert: "Das ist doch überhaupt nicht erforderlich", findet die Vohwinkelerin und verweist auf die Kriegsgräberanlage für russische Zwangsarbeiter auf dem Friedhof Schorfer Straße in Cronenberg: "Dort wäre eine Reparatur sehr viel wichtiger."

Sie moniert unter anderem eine marode Treppe als Stolperfalle und bröckelndes Mauerwerk. Allein das verbogene und schmutzige Hinweisschild (siehe Foto) sei beispielhaft für den Zustand der Anlage.

Was und wie viel an welcher Gedenkstätte zu tun ist, entscheide die Stadt in Zusammenarbeit mit dem Sozialverband VdK und der Bezirksregierung, sagt Ulrike Schmidt-Kessler von der Stadtverwaltung - so auch geschehen im Fall der zentral gelegenen Anlage Krummacherstraße.

Allerdings sei die Stadt allein für die Kriegsgräber-Anlagen zuständig: Die Pflege der konfessionellen Friedhöfe obliege den Kirchengemeinden. Und daher gehörten eingesunkene Treppenstufen auf dem Weg zur Stätte Schorfer Straße ebenso wenig in die Zuständigkeit der Verwaltung wie bröckelndes Mauerwerk und löchrige Hecken um die Anlage herum. "Die Gedenkstätte an sich ist in Ordnung", sagt Schmidt-Kessler. Gleichwohl werde man im Vorfeld der kommenden Gedenkfeiern auch der Cronenberger Kriegsgräber-Stätte nochmals einen Besuch abstatten und nach Schäden sehen. Das schmutzige Hinweisschild sei bereits vorgemerkt. An der Sanierung der Anlage Krummacherstraße wird festgehalten.