Kirchen im Wuppertaler Westen Moderne Oase in der Varresbeck

St. Bonifatius war der erste Kirchenneubau in Wuppertal nach dem Zweiten Weltkrieg. Die Kirche besticht durch ihre Schlichtheit.

Varresbeck. Auf den ersten Blick wirkt das Gebäude unscheinbar und so gar nicht wie eine katholische Kirche. Das Haus ist verschiefert — typisch Bergisch eben. Und doch: Die große Glasfassade und das Kreuz auf dem Giebel beweisen, dass in diesem Gebäude mehr steckt. Im wahrsten Wortsinn.

St. Bonifatius am Deutschen Ring lässt ihre Schönheit erst auf den zweiten Blick erkennen. Doch wer sich darauf einlässt, kann eine ungewöhnliche Kirche entdecken, die von außen typisch Bergisch ist, von innen dagegen sehr modern.

Nach dem Betreten des Gotteshauses fällt der Blick als Erstes auf das Kreuz hinter dem Altar. Aber Halt — auf den zweiten Blick fällt auf: Ein Kreuz gibt es gar nicht. Die Darstellung des Jesus Christus weist zwar die typische Kreuzigungspose auf, das Kreuz selbst indes fehlt. Entworfen wurde der aus Stahlrohr geschmiedete Corpus Christ vom Hildener Künstler Leonhard Nienartowicz.

Die gesamte Modernität des Gotteshauses ruft „Aufbruch“. Und tatsächlich war St. Bonifatius die erste neu erbaute Kirche in Wuppertal nach dem Zweiten Weltkrieg. Grundsteinlegung war am 20. Juni 1954, geweiht wurde das Gotteshaus am 12. Juni 1955. Die liturgische Weihe der Kirche und des Hauptaltars erfolgten jedoch erst am 26. Mai 1963.

Auch wenn der Hallenbau bei Kirchen in der damaligen Zeit sehr in Mode war, so sticht St. Bonifatius mit dem an eine Markthalle erinnernden Gerippebau noch einmal heraus. Die grundlegende Bauform erinnert an eine Basilika, wenn auch die Seitenschiffe nicht von außen erkennbar sind, sondern nur im Innenraum optisch durch die Stützpfeiler abgegrenzt wurden. Der ursprünglich mitgeplante Kirchturm über der Sakristei wurde allerdings nicht umgesetzt.

Ursprünglich betrat man die Kirche von der Westseite her durch einen mittigen Eingang. Dieser wurde später zugemauert und durch die heutigen Eingänge links und rechts des früheren Portals ersetzt. Der Kircheninnenraum war zunächst recht karg — denn für die Ausstattung war die junge Gemeinde selbst verantwortlich. Zu diesem Zweck wurde ein Kirchbau-Verein gegründet, dessen Mitglieder bis zum Ende der 1960er-Jahre monatlich einen Betrag einzahlten.

Dank dieses Geldes konnte im Jahr 1969 nicht nur die Orgelempore über dem Eingangsbereich errichtet werden, sondern auch eine elektronische Orgel erworben werden. Das Instrument kostete damals 30 000 Mark und ersetzte eine kleinere Orgel, die der Gemeinde leihweise zur Verfügung gestellt worden war. Erst 2010 bekam die Kirche ihre erste Pfeifenorgel. Ein modernes Instrument, dass sich mit seiner dreieckigen Form perfekt in das moderne Gebäude einfügt. Allerdings steht die Orgel nicht auf der Empore, das war aus statischen Gründen nicht möglich. Stattdessen fand sie ihren Platz an der nördlichen Seite des Kirchenschiffs.

Der Hildener Künstler Leonhard Nienartowicz hat nicht nur den Corpus Christi geschaffen, auch die Buntglasfenster der Kirche stammen von ihm. Dies betrifft sowohl die Fenster in der Taufkapelle, als auch das dreiteilige, raumhohe Fenster südlich des Altarraumes und natürlich die große Glasfront an der Westseite. Sie zieht automatisch den Blick auf sich, wenn man die Kirche verlässt und gibt dem Besucher ein ganz besonderes Gefühl mit auf den Weg.