Neue Töne beim Bundesbahnorchester

30 Musiker sitzen im Ensemble, das in dieser Woche seine Probe für Interessierte öffnete.

Foto: Anna Schwartz

Sonnborn. So vielfältig wie das Repertoire des Bundesbahn-Orchesters ist auch dessen Altersstruktur: Im rund 30-köpfigen Ensemble sitzen Jung-Musikanten wie die zwölf Jahre alte Lotte, die das Horn bläst, und Schlagzeuger Marco (14) zusammen mit älteren Herrschaften im fortgeschrittenen Rentenalter und harmonieren prächtig miteinander. Da jedoch nichts so gut ist, als dass es nicht noch besser werden könnte und musikalische Verstärkung immer gefragt ist, hatte das Vorstands-Team um die Vorsitzende Anette Haering zu einer öffentlichen Mitmach-Probe eingeladen.

Am Dienstagabend waren zehn weibliche und männliche Interessierte dem Aufruf gefolgt und ins evangelische Gemeindezentrum in Sonnborn in der Kirchhofstraße gekommen. Mit ihren Blasinstrumenten, denn bis auf die taktvolle Begleitung durch das Schlagzeug handelt es sich ausschließlich um mit Atemluft betriebene Instrumente wie Horn, Tuba, Klarinette, Flöte oder Waldhorn. „Auch eine Bass-Klarinette ist heute dabei“, freute sich Anette Haering und schaute auf Ulrich Schmidt. „Ich habe bisher im Langenfelder Blasorchester gespielt, bin aber nach Wuppertal gezogen und wollte mir das hier mal ansehen“, so Schmidt, der sich auch gleich bestens in das Ensemble einfügte.

Der wird dirigiert von Alexander Sojka (25), der noch zwei andere Orchester betreut und für die offene Probe ein Programm ausgearbeitet hatte, das er an die etwa 40 Musiker verteilte. „Wenn mal jemand eine Note nicht richtig trifft, ist das nicht schlimm“, nahm er von seinen bisherigen und eventuell zukünftigen Schützlingen gleich jeglichen Druck. Wie überhaupt, trotz klarer Direktiven durch den Dirigenten ein liebenswürdiger Umgangston herrscht im Bundesbahn-Orchester, bei dem man übrigens Bahnangehörige vergeblich sucht.

„Warm up“ hieß es zunächst, nachdem alle ihre Instrumente gestimmt hatten, und für den Laien klang alles schon recht harmonisch. Spezielle Wünsche, was die jeweilige Tonlage angeht, untermalte Sojka nicht nur mithilfe seiner höchst variablen Stimmbänder, sondern auch mit einem Stimmgerät, das rot aufleuchtete, wenn die erzeugten Töne zu hoch oder zu niedrig aus dem Trompeten- oder Flötenhals kamen.

Nach ersten gemeinsamen Aufwärmübungen dann verschiedene Rhythmen, die der junge Dirigent mit metallisch klingendem Fingerschnippen vorgab, unterstützt durch das Schlagzeug, an dem Marco, auch Mitglied des Jugendorchesters, routiniert den Takt schlug.

Swidbert Obermüller, Vertriebsleiter des Sponsors Sparda-Bank, hörte sichtlich zufrieden zu und bekannte, dass er seit mehr als 40 Jahren vom Musik-Virus infiziert ist, vor seiner Bank-Karriere Kirchenmusik studiert hat und selbst in einem Sextett spielt. Er freut sich schon jetzt auf das traditionelle Neujahrskonzert, das am 4. Januar im Barmer Brauhaus stattfinden soll.

Aber vorher treten die „Bundesbahner“ unter anderem am 11. Juni nicht nur im Düsseldorfer Hofgarten, sondern am selben Tag nachmittags anlässlich des Wein- und Schlemmerfestes auf dem Vohwinkeler Lienhardplatz auf.

Vielleicht sind dann auch Gäste wie Ute Mertmann (Klarinette) oder Inge Hennecke-Baldauf (Querflöte) dabei, die allerdings im Ronsdorfer Posaunenchor spielen, sich aber unter den auch durch die Stiftung Bahnsozialwerk unterstützten „Eisenbahnern“ offensichtlich wohl fühlten.

„Wir haben von unseren Gästen eine rundum positive Resonanz erfahren“, zeigte sich Anette Haering vom Erfolg der offenen Probe sichtlich angetan und wies darauf hin, dass Gäste bei den Dienstagproben (Jugend-Orchester ab 18 Uhr, Bundesbahn-Orchester von 19-21 Uhr) jederzeit willkommen sind. „Auch wenn uns Musiker mal aushilfsweise zur Verfügung stehen, hilft uns da schon sehr“, meinte die Vorsitzende hoffnungsvoll, als der letzte Ton verklungen war.

bundesbahnorchester.de