Wer sich auskennt, kommt barrierefrei durch die City
Bei einem Rundgang durch die Elberfelder Innenstadt erklären Straßenplaner der Stadt, warum Hindernisse nicht zu vermeiden sind.
Zentrum. Wie gut ist die Elberfelder City eigentlich für Menschen mit körperlicher Einschränkung oder für Eltern mit Kinderwagen zu erreichen? Mit zwei Vertretern der Stadt, die sich um Straßenplanung kümmern, geht es eines sonnigen Morgens zu Fuß durch die Stadt. Los geht es über die Schloßbleiche zum Wall.
Hier taucht die erste Schwierigkeit auf. Denn durch den Abriss des ehemaligen Rinke-Gebäudes ist der Gehweg an der rechten Seite gesperrt. Viele Fußgänger drängen sich am Bauzaun vorbei und laufen dabei fast vor die Busse. „Deshalb soll man die Straße eigentlich über den roten Korridor überqueren“, sagt Thorsten Wagner von der städtischen Verkehrslenkung. Dabei deutet er auf einen dicken roten Streifen, der auf die Straße gemalt wurde, aber für Sehbehinderte wie Brigitte Kapala nicht zu erkennen ist.
Die blinde Seniorin schiebt gerade ihren Einkaufstrolley, den sie statt eines Blindenstocks zum Tasten benutzt, vorsichtig über den roten Korridor. Am anderen Ende angekommen, stößt ihr Trolley gegen den Bordstein. Sie hebt ihn auf den Gehweg und orientiert sich nach rechts. „Eigentlich komme ich ganz gut zurecht“, sagt Brigitte Kapala.
Sie kenne sich in der Innenstadt gut aus und wisse, wo sie langgehen müsse. Schwierigkeiten habe sie eigentlich nur an Ampeln, wenn diese keine Signaltöne abgäben. Ihr Sohn Heiko Kapala, der die Seniorin heute zum Einkaufen begleitet, nennt ein Beispiel: „Die Ampel an der Morianstraße zur Post rüber ist für meine Mutter sehr schwer.“
Während Familie Kapala weitergeht, kommen Menschen mit Rollatoren über den roten Steg. Einige können ihre Gehhilfe nicht den Bordstein hochheben. Sie müssen einen Schwenk nach links über die Straße machen und dabei aufpassen, dass kein Auto von hinten kommt. „Leider können wir den Bordstein nicht absenken, weil hier Versorgungsschächte liegen“, erklärt Caroline Stüben. Straßenplanung sei immer mit Kompromissen behaftet.
Das zeigt sich an den Bushaltestellen ein paar Meter weiter. Auch hier ist der Bordstein für Rollstuhlfahrer viel zu hoch. Die nächste Absenkung befindet sich rund 25 Meter weiter. „Im Bereich Haltestellen haben wir lieber hohe Bordsteine, damit man möglichst ebenerdig einsteigen kann“ , begründet das die Straßenplanerin. Ganz abgesenkt würden Gehwege ohnehin fast nie, damit Blinde sie ertasten könnten. „Standard ist ein abgesenkter Bordstein von drei Zentimetern mit einer abgerundeten Kante“, so Stüben.
Für Rollstuhlfahrerin Kathrin Paschedag ist das kein Problem. Ähnlich wie Brigitte Kapala weiß sie genau, wo sie am einfachsten entlang kommt. Gerade bahnt sie sich geübt einen Weg durch die Massen der Busfahrgäste am unteren Wall. Einen Verbesserungsvorschlag hat Kathrin Paschedag aber doch für die Straßenplaner: „Die Behindertenparkplätze in der Innenstadt haben einen zu hohen Bordstein.“
Zu hoch und vor allem zu steil ist die Rampe, die vom Neumarkt zum C-Carree führen soll. Kinder fallen beinahe aus dem Wagen, als sich Mütter abmühen, die Rampe zu erklimmen. „Eigentlich muss es hier einen barrierefreien Zugang geben“, wundert sich Thorsten Wagner. Doch da, wo die abflachende Treppe ihr Ende hat, hat ein Kaffeegeschäft seine Außengastronomie. Der Zugang findet sich schließlich auf der anderen Seite des Carrees. Aber da es sich um ein privates Gebäude handelt, kann die Stadt daran nichts ändern. Gleiches gilt für die City Arkaden, die nur per Aufzug zu erreichen sind, den aber nur findet, wer sich auskennt.
Die Baustellen im Turmhofviertel sind ein weiteres Ziel des Rundgangs. Unebener Boden oder Metallplatten, die über tiefen Löchern liegen, sind zwar störend, aber nach Auffassung der Straßenplaner nicht zu verhindern. Kompromisse gibt es eben überall.