Wuppertal Juwelier Abeler: Uhrenmuseum erlebt letzten Ansturm vor der Schließung

Die letzten Führungen durch den Keller des Juweliers Abeler sind gut besucht. Die Teilnehmer bedauern das Ende einer Institution.

Foto: Andreas Fischer

Elberfeld. Die Führung beginnt mit einem Glockenschlag. Anders würde Melanie George die Aufmerksamkeit der vielen Besucher im Keller des Juweliers Abeler nicht auf sich ziehen können. Sie steht auf einem Podest am Ende der Treppe, die vom Laden hinunterführt. Sie blickt in etwa 50 Gesichter. Das Uhrenmuseum Abeler ist gut gefüllt. So gut, wie lange nicht mehr. Die Wuppertaler stürmen noch einmal in ein Museum, das für viele wie die Schwebebahn zur Stadt gehört.

Melanie George nimmt die Besucher mit auf eine Zeitreise. Sie erklärt die Geschichte der Zeitmessung, angefangen bei den Babyloniern und den Ägyptern, die vor tausenden Jahren die Zeitmessung anhand der Himmelsgestirne und der Sonne erdachten. „Du wirst erwartet, wenn dein Schatten zwei Fuß lang ist“, sagt sie, um zu erklären, wie Babylonier sich anhand der Schattenlänge verabredet haben. Sie zeigt ägyptische Entwicklungen von vor 5000 Jahren — einen Schattenwurfstab und eine Auslauf-Wasseruhr. Daneben steht die Wasseruhr des Ktesibios. Um eine Säule, die Uhrzeiten und Monate anzeigt, stehen Amor und ein Gegenspieler, der Amor Pfeil und Bogen abgenommen hat. Amor weint — seine Tränen füllen den Behälter, in dem sein Gegenspieler auf einem Schwimmer steht. Mit jeder Träne steigt dieser höher und zeigt so die Uhrzeit an.

Während George die Uhr erklärt, steht der sieben Jahre alte Phil Gietenburch direkt vor ihr. Sie fragt ihn, ob er denn Amor kenne und wisse, was dieser macht. Nein, sagt er, und wird etwas rot im Gesicht. George erklärt es ihm, während er mit großen Augen dasteht und die restlichen Zuschauer geduldig warten und verzückt lächeln.

Für Phil war das etwas Besonderes. Er ist mit seiner Mutter im Museum. Das erste Mal. „Wir wollten lange schon kommen“, sagt Ivonne Gietenburch, auch weil Phil gerade lerne, die Uhr zu lesen. Es sei schade, dass er nie mit der Schule da gewesen sei, sagt sie.

Die Führung geht weiter durch die Zeit und den Raum. Melanie George geht vom Podest quer durch die Ausstellung zu einer Vitrine. Die Gruppe macht ihr Platz und schließt sich wieder. Eine raumfüllende Menschenmasse, die Melanie George erst verschluckt und dann wieder freigibt. Sie zeigt einen chinesischen Tempelfeuerdrachen und eine Öllampe, wie sie am Wuppertaler Ölberg zum Leuchten und Zeitmessen verwendet wurde.

Die Wuppertalerin Gabriele Gertenbacher-Prehn guckt derweil durch den Ständer mit Postkarten. Sie interessiere sich brennend für Uhren, vor allem friesische Uhren haben es ihr angetan — „unglaublich ausgefeilte mechanische Werke“. Gabriele Gertenbacher-Prehn war vor 15 Jahren das letzte Mal in dem Museum. Was vor der Tür liege, sei eben nicht so interessant. Jetzt sei es schade, dass das Museum schließe.

Melanie George zieht weiter, an einer französischen Kaminuhr mit Napoleon-Abbildung und einer schweizer Turmuhr vorbei, bei der jedes mechanische Detail zu erkennen ist. „Faszinierend, wie jede Bewegung zu sehen ist“, sagt Reinhard Grunwald. George landet nach knapp 40 Minuten im Heute, bei Rolex und Swatch. Die Führung endet. Applaus. Die nächsten Gäste kommen in den Keller. Gleich schlägt George wieder die Glocke.