Löschzug hilft Tieren in Not
Seit 2006 hat die Feuerwehr ein Spezialgerät zur Tierrettung. Damit sind sie die Einzigen in der Region.
Dönberg. Timmi bleibt gelassen. Rainer Stiefeling und seine Kollegen vom Löschzug Dönberg legen dem Pony vorsichtig das blaue Geschirr an. Zum Glück ist das Ganze nur eine Übung. Im Ernstfall wäre Timmi verletzt oder in eine Situation geraten, aus der er sich mit eigenen Kräften nicht mehr befreien kann. Der Löschzug Dönberg ist seit 2006 mit einer Tierrettungs-Ausrüstung ausgestattet.
Der sogenannte „Shoof Daisy Lifter“ kann Großtiere wie Kühe oder Pferde aus lebensbedrohlichen Zwangslagen befreien. Im Schnitt werden die Männer aus Dönberg zwei Mal im Jahr zu einem Tierrettungseinsatz gerufen.
Zugführer Michael Stephan erinnert sich an eine besonders spektakuläre Situation auf der L 418 auf Lichtscheid. Ein in Panik geratenes Pferd lief über die Fahrbahn und kollidierte mit einem BMW-Mini. „Es prallte mit voller Wucht in die Seitentür“, erzählt Stephan.
Nach dem Zusammenstoß galoppierte das Tier weiter in den Gegenverkehr, rutschte einen Abhang hinunter und blieb erschöpft auf einer Nebenstraße liegen. Mit seiner Spezialausrüstung konnte der Löschzug Dönberg das Pferd retten. Es kam mit leichten Verletzungen davon.
„Wir haben je nach Situation verschiedene Möglichkeiten, dem Tier zu helfen“, sagt Rainer Stiefeling, der sich als Landwirt mit Großtieren auskennt und als „Pferdeflüsterer“ der Einheit gilt. Das Tragegeschirr kann in ein dreibeiniges Gestell mit Flaschenzug eingehängt werden. Die Teleskopbeine sind in 13 Stufen einstellbar — so können Bodenunebenheiten ausgeglichen werden. 1000 Kilogramm Belastung hält das Gerät aus.
Wenn die Gegebenheiten keinen Aufbau zulassen, kann das Tragegeschirr mit einer Halterung auch an einem Traktor oder Kran befestigt werden. „Wir haben außerdem noch die Möglichkeit, mit einem Wurfgeschirr, das um die Fesseln gelegt wird, das Tier an den Läufen hochzuziehen“, erklärt Stephan.
Diese Methode wird allerdings seltener angewendet, zuletzt bei einem traurigen Einsatz. Nach Orkan Kyrill musste ein totes Pferd geborgen werden. Ein Baum war auf das Dach des Unterstandes gekracht und hatte das Tier unter sich begraben. Die Besitzer waren geschockt.
Gerade bei Pferden sind die Feuerwehrmänner dann immer auch ein bisschen Seelsorger. „Für viele Besitzer sind Pferde Familienmitglieder“, sagt Rainer Stiefeling. Ein Kollege kümmert sich aus diesem Grund immer auch um die Menschen.
Für die richtige Versorgung der Tiere wird zu jedem Einsatz ein Tierarzt gerufen. Der gibt Tipps zur Handhabung und kann gegebenenfalls Mittel zu Beruhigung spritzen. Wie sie am besten mit den Tieren umgehen, haben die Feuerwehrleute in einer speziellen Grundausbildung gelernt. Auch eine Einführung in die Anatomie der Tiere gab es vor dem ersten Notruf. Einige Feuerwehrmänner wie Andreas Backhaus als Schmied und Rainer Stiefeling als Landwirt haben auch von Haus aus Spezialkenntnisse.
Timmi ist nach kurzer Zeit entlassen. Das eingespielte Team hat nur zehn Minuten für den Aufbau gebraucht. Jetzt ist der Löschzug wieder für den nächsten Ernstfall gewappnet.