Das Jugendgefängnis sorgt für erhitzte Debatte
Gegner und Befürworter des Neubaus tauschen in Ronsdorf Argumente aus.
Ronsdorf. Das neue Jugendgefängnis in Ronsdorf kommt, das steht fest. Die Diskussion reißt allerdings noch längst nicht ab. Nachdem Umweltschützer und die Ratsfraktion der Grünen im vergangenen Jahr vergeblich versucht hatten, den Bau an der Parkstraße auf Erbschlö zu verhindern, wird jetzt über den generellen Sinn von Gefängnissen für Jugendliche diskutiert. Dazu luden das Wuppertaler Sozialforum, die Stiftung W. und Arbeitsloseninitiative Tacheles am Dienstagabend zu einem Infoabend ein.
Mehr als 60 Ronsdorfer Bürger folgten dem Aufruf und kamen zur Diskussionsrunde. "Die Insassen einer JVA für Jugendliche sind Opfer", stellte Redner Klaus Jünschke vom "Kölner Appell gegen Rassismus" direkt zu Beginn fest. "Fast alle dieser Kinder und Jugendlichen sind früher misshandelt worden." Die Rückfallquote der Insassen liege nach deren Entlassung bei mindestens 80 Prozent: "Eine Bankrotterklärung der Justiz müsste das sein, stattdessen baut man weitere Gefängnisse."
Kurt Feisel sieht Jugendgefängnisse sogar als gefährlich an. Er hat 25 Jahre als Gefängnispfarrer gearbeitet und ist dabei zu einer verheerenden Erkenntnis gelangt: "Die Menschen kommen kaputt aus dem Knast." Und Jünschke ergänzt: "Wir wollen, dass die Jugendlichen im Gefängnis lernen, Empathie für ihre Mitmenschen zu entwickeln. Das passiert in einer Zelle aber nicht, da will man nur raus."
Überraschenden, wenn auch eingeschränkten Zuspruch bekam der Neubau in Ronsdorf von ungewohnter Stelle: Jürgen Heimchen vom "Bundesverband der Eltern und Angehörigen für akzeptierende Drogenarbeit" sprach sich für den Jugendknast aus. Sein heroinabhängiger Sohn hatte sich im Alter von 21 Jahren in einer Barmer Gefängniszelle erhängt. "Wir können nicht einfach sagen: Ja, aber nicht vor unserer Haustür. Das ist zu einfach."
Kritik übte er an der Größe der Anstalt: "500 Plätze sind viel zu viel. Da kann nicht jeder Insasse so intensiv behandelt werden, wie es nötig wäre."
Emotional wurde die Diskussion, als sich ein Mitarbeiter einer JVA zu Wort meldete: "Auf uns wird immer eingehauen. Aber ich weiß, wie gut die Wärter und Psychologen für das neue Gefängnis ausgebildet werden. Wir sollten stolz sein, ein so modernes und fortschrittliches Gefängnis zu bekommen."
So unterschiedliche Positionen auch vertreten wurden, einig waren sich alle Redner und Bürger in einem Punkt: Das Justizministerium sollte, wie bei den Bauplänen schon geschehen, möglichst bald auch das Konzept für den Umgang mit den Insassen im Jugendknast vorlegen. Vielleicht könnten so auch einige der vielen Gegner des Neubaus überzeugt werden.