Wuppertal Heidt: 43 Häuser — eine Gemeinschaft
Egal ob bei Osterfeuer, Wurstlotten oder der gemeinsamen Pflege des einzigen Spielplatzes im Ort, hier halten Nachbarn zusammen.
Heidt. Von Heidt aus sind es nur zwei Gehminuten bis zum Ende der Welt. Dann beginnt nämlich Remscheider Stadtgebiet. Und so richtig grün sind diese bergischen Nachbarn den Heidtern irgendwie nicht. Peter Maurer, einer von rund 200 Bewohnern des Örtchens am Rande von Wuppertal, verzieht das Gesicht: „Nein, wir sind trotz der Nähe nicht nach Remscheid orientiert.“ Wie viele der kleineren Randsiedlungen in Wuppertal ist Heidt vor allem an dem eigenen Dorfleben interessiert.
Am Rande der Großstadt
Wichtiger Fixpunkt des gesellschaftlichen Lebens ist die Heidter Feuerwehr. „Bis zum Krieg waren wir eine richtige Einsatzgruppe, heute üben wir nur noch zum Spaß“, sagt Maurer, der erster Vorsitzender des Traditionstrupps ist. Was das Feiern angeht, sind die Freiwilligen jedoch noch weiterhin schwer gefragt. Seit 1988 hat Heidt mit seinem Osterfeuer im Veranstaltungskalender der Stadt einen festen Platz und lockt sogar Gäste aus anderen Teilen der Stadt ins idyllische Örtchen mit seinen verschieferten Fachwerkhäusern. Ein weiterer wichtiger Termin liegt im Herbst: das Wurstlotten — eine Bingovariante, bei der die Gewinner mit Mettwürsten nach Hause gehen.
Wolfgang Luckay (58) lebt schon sein ganzes Leben in Heidt und liebt es: „Warum es hier so schön ist? Man muss sich nur einmal umsehen. Man lebt mitten im Grünen und jeder kennt jeden.“ Luckay wohnt in einem besonderen Haus. Früher war in dem Gebäude eine einklassige Volksschule untergebracht, in der 1848 der Pädagoge Friedrich Wilhelm Dörpfeld seinen ersten öffentlichen Dienst antrat. In den 20er Jahren betrieben Luckays Vorfahren kurzzeitig ein Café in dem Wohnhaus. Die Gäste tranken ihren Kaffee in einem ehemaligen Klassenzimmer. „Heute würde man das nicht Café nennen“, sagt er, so privat sei es gewesen.
Viele Jahre gab es auch noch einen kleinen Lebensmittelladen in Heidt. „Der wäre heute aus hygienischen Gründen längst geschlossen“, sagt Luckay. Bei Zucker, Mehl und Lebensmittel bedienten sich die Kunden einfach an offenen Fässern. Ebenso aus dem Ortsbild verschwunden sind zwei Schankwirtschaften.
Heute wird in Heidt hauptsächlich gewohnt — und gearbeitet: Bis in den Mittag hört das Dorf den Schmied werkeln. Ein paar Häuser weiter wird ausgehärtet. Die Heidter Produkte reisen am Ende bis nach Japan. Ebenfalls präsent in der Nachbarschaft ist die Firma Reinshagen Gartentechnik, heute quasi die letzte Einkaufsmöglichkeit im Dorf. Doch anstelle von Mehl und Zucker gibt es heutzutage in fußläufiger Entfernung Rasenmäher und Gartenscheren zu kaufen. Und wenn das Gerät einmal den Dienst versagt, wissen die Heidter, wohin. „Dann gehen wir zum Rasenmäher-Jürgen. Der ist über 80 und repariert gerne“, so Peter Maurer.
Dass Nachbarschaft rund um die 43 Häuser auf dem Höhenrücken großgeschrieben wird, zeigt sich auch am einzigen Spielplatz des Ortes. Früher stand genau an dieser Stelle ein Wohnhaus, das im Krieg zerbombt wurde. „Der Besitzer hat das Grundstück der Allgemeinheit gespendet“, sagt Maurer. Die Anwohner bauten und betrieben den Spielplatz selbst — auch das wäre heute nicht mehr denkbar. Inzwischen ist das kleine Fleckchen im Herzen des Quartiers städtisches Eigentum. Trotzdem fühlen sich die Anwohner weiterhin der Unterhaltung verpflichtet, um die Pflegearbeiten der Stadt zu ergänzen. „Ab und zu gehen wir mit einer Mannschaft drüber und schneiden die Hecke“, sagt Peter Maurer. In Heidt eine Selbstverständlichkeit.