JVA Ronsdorf: Zweiter Toter in sechs Wochen
Sebastian D. (23) erhängte sich in seiner Einzelzelle. Die Haftanstalt hatte keine Gefährdung gesehen.
Wuppertal. In der JVA Ronsdorf ist am Freitagmorgen ein Häftling tot in seiner Zelle gefunden worden. Nach bisherigen Ermittlungen hat sich der 23-jährige Sebastian D. mit seinem Hosengürtel erhängt.
Nach Angaben der JVA fanden Vollzugsmitarbeiter den Häftling kurz vor 6 Uhr tot in seiner Zelle. Sebastian D. war seit 30. Mai in Haft, saß eine Jugendstrafe von einem Jahr ab. Dazu war er wegen einer Vielzahl einzelner Taten verurteilt worden, darunter Betrug, Diebstahl, Fahren ohne Führerschein und gefährlicher Eingriff in den Straßenverkehr.
Die Haft hatte er erst im offenen Vollzug in der JVA Hövelhof verbracht, war aber nach mehreren Verstößen gegen die Anstaltsregeln Ende September in den geschlossenen Vollzug der JVA Ronsdorf gekommen.
Dort hatte man keinerlei Hinweise auf eine Selbstmordgefährdung, versichert Anstaltsleiter Rupert Koch. Wie üblich habe ein Arzt Sebastian D. untersucht und ein Mitarbeiter ein Aufnahmegespräch geführt.
Der 23-Jährige habe Pläne für die Zeit nach der Haft gehabt, seinen Führerschein machen und als Kraftfahrer arbeiten wollen. „Er hat selbst einen Antrag auf vorzeitige Entlassung im Januar gestellt“, so Koch. „Er war zukunftsorientiert.“ In der JVA hatte Sebastian D. als Hausarbeiter gearbeitet. Seine Eltern besuchten ihn regelmäßig.
Die Nacht auf Freitag verbrachte er wie immer allein in seiner Einzelzelle, was die Regelunterbringung in Ronsdorf ist. Den letzten Kontakt hatte er am Abend zuvor gegen 20 Uhr mit den Wachtmeistern, die um diese Zeit die Zellen verschließen.
Am nächsten Morgen wurde der Notarzt gerufen, doch der konnte nur noch den Tod von Sebastian D. feststellen. Die Staatsanwaltschaft hat die Ermittlungen aufgenommen. In der JVA gab es gestern einen Gedenkgottesdienst.
Dies ist der dritte Selbstmordfall in der JVA Ronsdorf, der letzte liegt erst sechs Wochen zurück. „Zwischen beiden Fällen gibt es keinen Zusammenhang“, betont Rupert Koch.
Detlef Feige, Sprecher des Justizministeriums äußerte sein Bedauern: „So ein Todesfall ist immer traurig, gerade bei jungen Leuten.“ Doch er sieht keinen Handlungsbedarf: „Verhindern kann man so etwas nicht.“