Neuer Besitzer für Ronsdorfs markante Post gesucht
Der denkmalgeschützte Bau steht zum Verkauf. Ronsdorfer wünschen sich, dass er erhalten bleibt.
Ronsdorf. Das Schild an der Eingangstür verkündet immer noch den Umzug der Filiale zum 2. November 2010. Seitdem hat sich im und am ehemaligen Postgebäude an der Lüttringhauser Straße nicht mehr viel getan — zum Leidwesen vieler Ronsdorfer. „Zu verkaufen“, verkündet ein weiteres Schild. Investoren gebe es aber noch nicht, sagt Immobilienmakler Peter Dominik aus Herne. Er betreut das Objekt für eine Investorengruppe aus Frankfurt, die das Gebäude als Bestandteil eines großen Immobilienpakets von der Deutschen Post übernommen hatte.
Ganz so leer, wie der denkmalgeschützte Bau vielen Ronsdorfern erscheint, ist er aber gar nicht. Wie Dominik bestätigt, ist die Sortieranlage der Post im ersten Obergeschoss noch in Betrieb. „Drei, vier Mitarbeiter sitzen dort noch regelmäßig.“ Auch ein Hausmeister der Deutschen Post schaue nach dem Rechten, das sei Bestandteil des Kaufvertrages gewesen. Bautechnisch, so Dominik, sei aber noch nichts passiert. Erst soll einmal ein Interessent gefunden werden. Schätzpreis: etwa 330 000 Euro.
Während sich im unteren Bereich einst die Filiale befand, liegen im Dachgeschoss Wohnungen und ein Freiraum. Das Gebäude eigne sich für eine Wohn- und Geschäftsnutzung, so Dominik. Zum Haus gehört auch ein Aufzug, in dem die Postsäcke transportiert wurden.
Die ehemalige Post zählt zu den markantesten Gebäuden in der Ronsdorfer „City“ — und ist eins der wenigen, das den Bombenangriff im Zweiten Weltkrieg nahezu unbeschadet überstanden hat. 1893 war das Postamt von der Stadt Ronsdorf erbaut worden und erst später in den Besitz der Post übergegangen.
Eine Besonderheit zur damaligen Zeit, wie der Ronsdorfer Historiker Günter Konrad (82) berichtet. Er hat sich intensiv mit der Geschichte des Ronsdorfer Postwesens beschäftigt, die immer eng mit dem Namen der Familie Berg verbunden war. Jacob Berg, ein Hauderer, wie damals Fuhrunternehmer genannt wurden, war 1868 zum ersten Posthalter Ronsdorfs ernannt worden. Enkelin Lieselotte blieb bis 1978 im Postdienst.
Das Postamt an der Lüttringhauser Straße hatte einst noch ein Türmchen auf dem Dach, in dem sich die Telegrafenstation befand. Als i1934 das Selbstwählsystem eingeführt wurde, gab es für den Turm allerdings keinen Nutzen mehr und er wurde abgerissen.
„Es ist sehr schade, dass das Postamt jetzt schon länger leer steht“, beobachtet Konrad die aktuelle Entwicklung genau. Er hofft auf eine „vernünftige Nutzung“ für das denkmalgeschützte Gebäude. „Hauptsache, es wird nicht vernachlässigt.“
Das sieht Bezirksbürgermeister Lothar Nägelkrämer ähnlich. Er räumt allerdings ein, dass die Politik da wenig Mitspracherecht habe. „So ein markantes Gebäude muss einfach erhalten bleiben“, betont Christel Auer, Vorsitzende des Heimat- und Bürgervereins (HuB). Sie träumt davon, dass vielleicht sogar der HuB einmal Räumlichkeiten in der ehemaligen Post nutzen kann.