Stellwerksstörungen Störungen beim Bahnverkehr nach Wuppertal - Ist die Technik der Bahn veraltet?
Es läuft nicht rund im Bahnverkehr von und nach Wuppertal. Das liegt nicht allein an der Tallage.
Ein Stellwerksausfall in Schwelm sowie eine Weichenstörung am Hauptbahnhof legten am Freitagmorgen den Bahnverkehr rund um Wuppertal lahm. Der Betrieb wurde laut einer Bahnsprecherin nach 20 Minuten wieder aufgenommen. Für die Pendler auf der Strecke von Köln nach Wuppertal ist das nur ein schwacher Trost, denn bei den Fahrten des National Express mit der RB 48 oder dem Regional-Express (RE 7) treten immer wieder Betriebsstörungen und damit verbundene Zugausfälle und Verspätungen im Tal auf.
Dabei sollte nach der Inbetriebnahme des neuen elektronischen Stellwerks in Vohwinkel vor einem Jahr alles besser werden. Für den Umbau des Stellwerks wurde Wuppertal 2017 in den Oster- und Sommerferien für mehrere Wochen komplett vom Netz der Bahn abgehängt.
Die Bahn versprach ihren Fahrgästen durch den Umbau des Stellwerks in Kombination mit neuen Weichen mehr Fahrmöglichkeiten und eine bessere Betriebsqualität. Das Verkehrsunternehmen National Express machte allerdings bereits im Frühjahr 2018 die Bahn für die Probleme verantwortlich und bezeichnete deren technische Ausstattung, wie das Stellwerk in Schwelm, als veraltet.
Laut Informationen der WZ ist die Kritik an der Bahn nicht unbegründet. Ein Experte für Leit- und Sicherungstechnik, der ungenannt bleiben will, weist darauf hin, dass das neue Stellwerk, schon an seine Kapazitätsgrenzen stößt. Es sei für die Bedürfnisse der Strecke, die im Tal viergleisig verläuft, im Hauptbahnhof dann aber fünf Gleise hat, nicht flexibel genug. Dies erkläre einen Teil der Verspätungsproblematik.
Die Bahn habe wohl bei der Ausschreibung für das neue Stellwerk das günstigste Angebot gewählt – wie das bei Ausschreibungen der öffentlichen Hand üblich sei. Dieses System sei international für Standardbahnhöfe von der Stange ein Verkaufsschlager und durchaus praktikabel, aber nicht an die Wuppertaler Besonderheiten anpassbar.
Unzufriedenheit über den Regionalverkehr wächst
Oberbürgermeister Andreas Mucke hatte bereits im Sommer in einem Brief an National Express mehr Zuverlässigkeit und eine bessere Fahrgastinformation auf der sogenannten Rhein-Wupper-Linie eingefordert.
Der Betreiber der RB 48 und des RE7 wies damals neben der Kritik an der Bahn auf Verspätungen und Ausfälle durch „defekte Fahrzeuge und schwierige Ersatzteilbeschaffung, durch baustellenbedingte Umleitung und daraus resultierendes Mehraufkommen auf der sowieso schon hochfrequentierten Strecke Wuppertal — Köln“ hin.
Die Bilanz der Bahn zum neuen Stellwerk fällt positiv aus. „Der Betrieb des neuen elektronischen Stellwerks in Wuppertal läuft gut und stabil. Erste Auswertungen zeigen, dass die durch die Leit- und Sicherungstechnik verursachten Störungen rückläufig sind“, sagt eine Sprecherin der Bahn.
Die Leit- und Sicherungstechnik sei nicht der einzige Faktor, der die Kapazität einer Strecke bestimme. Wichtiger Einflussfaktor sei auch die zur Verfügung stehende Gleisinfrastruktur, die durch die geografische Tallage Wuppertals eingeschränkt bleibe. „Grundsätzlich ließe sich die Technik des Stellwerks erweitern, aber das ist nicht vorgesehen. Das Stellwerk ist nach umfangreichen Planungen in einer europaweiten Ausschreibung vergeben worden“, so die Bahnsprecherin. Dass ursprünglich geplant war, das Stellwerk in Vohwinkel von Duisburg aus zu bedienen, was sich dann nicht realisieren ließ, stehe in keinem Zusammenhang mit auftretenden Problemen.
Auch wenn die Störung im Bahnbetrieb wie am Freitagmorgen nur relativ kurz auftritt, dauert es eine geraume Zeit, bis sich der Bahnbetrieb wieder reguliert hat. Die Erfahrung zeigt, dass Verspätungen im Fernverkehr vor allem auch auf Kosten der Pünktlichkeit der Regionalzüge gehen. Fahrgästen der RB48 und der RE7 erleben häufig mit, dass die Fernzüge im Schienennetz Vorrang haben und der Regionalverkehr wegen der Überholmanöver auf der Strecke auf einem Nachbargleis warten muss.