Sudbergerin wartet auf ihre Post
Nach dem Streik kommen Briefe erst vereinzelt bei den Adressaten an.
Cronenberg. Gestern hat Brigitte Breitenbach endlich wieder Post bekommen. Einen Brief. Sie wartet aber auf weit mehr Sendungen. Und ärgert sich, dass es so lange dauert, bis die Post wieder so arbeitet, wie sie es gewohnt ist.
52 Tage lang haben zahlreiche Post-Mitarbeiter gestreikt. So lange erhielten die Sudbergerin und ihre Nachbarn auch keine Post. „Weder Briefe noch Pakete“, stellt Brigitte Breitenbach klar. „Bei uns gab es auch keine Aushilfen.“
Nach Ende des Streiks habe ihr Postbote auch erst einmal Pakete gebracht. „Wahrscheinlich weil die Post dafür mehr Haftung zahlen muss und weil so schneller Platz geschaffen wird“, vermutet sie. Post-Sprecher Dieter Pietruck verneint das. Nach seinen Angaben wird kein Unterschied zwischen Paketen und Briefen gemacht.
Brigitte Breitenbachs Brief trägt einen Stempel vom 24. Juni. „Ich weiß, dass noch einiges für mich im Umlauf ist“, sagt sie. Sie erwarte sowohl private Briefe als auch Post von Ämtern. Aber nichts davon sei dringlich.
Das sehe bei anderen ganz anders aus, berichtet sie. Eine Nachbarin warte auf eine Bescheinigung der Krankenkasse. Und eine junge Frau aus der Nachbarschaft hofft auf Antworten auf Bewerbungsschreiben - womöglich Einladungen zu Gesprächen. „Das ist schon eine Problematik“, findet Brigitte Breitenbach.
Post-Sprecher Dieter Pietruck versichert: „Ein Großteil der Rückstände ist schon abgebaut.“ Seit einer Woche sind die Streikenden wieder im Einsatz, Die Post hat zudem zusätzliches Personal engagiert. Wie schnell die liegengebliebene Post verteilt wird, sei aber sehr unterschiedlich, so Pietruck. „Das hängt vom einzelnen Postboten ab“, erklärt er, davon, ob er gestreikt hat und wie viel im Zustellstützpunkt liegen geblieben ist.
Die Zustellstützpunkte seien der „Knackpunkt“, erklärt er. In den Verteilzentren könnten auch Aushilfen schnell einspringen. Aber in den Zustellstützpunkten, in denen die Post für das Austragen sortiert und gebündelt wird, seien Fach- und Ortskenntnisse nötig.
Insgesamt seien während des Streiks etwa so viele Briefe liegen geblieben, wie die Post sonst an einem Tag verteilt - rund 60 Millionen. Wann die alle bei ihren Empfängern sein werden, dazu sei „keine Prognose möglich“, so Pietruck. „Aber es entspannt sich immer weiter.“