Sinfonieorchester Südamerikanische Musik-Momente vor der Kulisse der Wuppertaler Schwebebahn

Wuppertal · Die Stipendiaten der Orchesterakademie des Sinfonieorchesters Wuppertal geben ihr Abschlusskonzert

Eröffneten gemeinsam das Konzert (v.l.) Jona Mehlitz, Wei Ting Huang, William Becerra, Juan Calero Jiménez und Jan Wilhelm Bennefeld.

Foto: Florian Schmidt

Andreas Heimann freut sich, weil er erstmals ein Bläserquintett vorstellen kann, das komplett aus Akademisten besteht. Und das gerade „wunderbar“ August Klughardts Bläserquinett C-Dur op. 79 (von 1901) gespielt hat. Sechs junge Menschen (ein Trompeter komplettiert die Fünf) haben ein Jahr lang in Wuppertal gearbeitet und sind nun zum Abschluss der gemeinsamen Zeit zusammengekommen, um zu zeigen, was sie gelernt haben. Ein Genuss für den Vorsitzenden der Orchesterakademie und Oboisten im Sinfonieorchester, Heimann, und all die anderen, die sich an diesem Tag im Kronleuchterfoyer einfinden. Der bereits sechste Jahrgang der Akademie ist überdies ein sehr erfolgreicher: Vier Jungmusiker haben bereits einen Job in einem Orchester gefunden. Außerdem wurde der Klarinettist schon früh ins Sinfonieorchester übernommen, sodass ein Bewerber nachrücken konnte.

Zwei Bläserquintette umrahmen das Konzert: Zu Klughardts Werk mit seinen pastoralen, spätromantischen Klangfarben und seiner Wagner-Harmonik gesellt sich George Onslows formschönes Werk in F-Dur op. 81, Nr. 3 (von 1850), das seine Bezüge zur Wiener Klassik nicht verleugnen kann. Dazwischen legen die jungen Männer und Wei Ting Huang Villar-Lobos’ Choros Nr. 2 und Francis Poulencs Sonate für Horn, Trompete und Posaune. Modernere Musik, in der Flöte und Klarinette beziehungsweise Trompete glänzen können. Mit Villa-Lobos’ wenige Minuten kurzem Duett aus dem Jahr 1924 bringen Jona Mehlitz (Flöte) und Jan Wilhelm Bennefeld (Klarinette) brasilianische Straßenmusik in Verbindung mit europäischer Klassik, erklärt Mehlitz. Ein temperamentvolles Spiel, das sich in wechselnden Tempi auslebt. Und Heimann über südamerikanische Momente vor der Kulisse der Schwebebahn schwärmen lässt.

Es folgt Poulencs Sonate, in der Moritz Lopper mit seiner Trompete den Ton angibt. Der 23-Jährige führt in das Stück ein, das der Franzose im gleichen Alter geschrieben habe. Es erinnert an Jahrmarkts- und Tanzmusik, umfasst eine Vielfalt an Klangfarben, markante Rhythmen, Dissonanzen, Witz und Melancholie. Und bereitet dem Trio, das aus Lopper, Akademist William Becerra (Horn) und Elai Grisaru besteht, der als Solo-Posaunist des Sinfonieorchesters unterstützt, viel Vergnügen.

Bläserquintett besteht erstmals nur aus Akademisten

Das Konzert gibt allen Instrumenten die Möglichkeit zur Präsentation, alle treten mal mehr, mal weniger hervor, auch wenn Fagott (Juan Calero Jiminez) und Horn mit ihren eher dunklen Farben mehr unterstützen, Oboe und Flöte eher kurze Soli haben und aufgrund ihrer Tonhöhe die Melodie anstimmen. Um dann in einen Dialog zu treten. Meist mit der Klarinette, diesem „dazwischen liegenden“ Instrument, aber auch den anderen. Die Jungmusiker präsentieren sich als Team, als kleines Orchester, präzise, eingespielt, abgestimmt, genau. Kurze Blicke zum Nachbarn unterbrechen das konzentrierte Spiel vom Blatt. Unsicherheiten, Lampenfieber oder gar Ungenauigkeiten sind kaum zu bemerken. Ein behutsames, gefühlvolles, lebhaftes Spiel, das das jeweilige Stück in seinem Charakter erfasst. Ulrike Siebler, Flötistin im Sinfonieorchester und stellvertretende Vorsitzende der Akademie, lobt den selbstbewussten Auftritt, die professionelle Darstellung, die aus dem Wuppertaler Jahr resultieren. Spontane Bravo-Rufe aus dem Publikum sprechen ihre eigene Sprache.

In der nächsten Spielzeit werden sieben Jungmusiker ihre Arbeit aufnehmen – diesmal sind fünf Streicher, eine Harfe und eine Posaune vertreten. 154 Bewerbungen haben die Akademie erreicht, die sich in ihrer Arbeit am Übergang zwischen Studium und Beruf bestätigt fühlt. Ein normaler Wert bezogen auf die Instrumente, sagt Heimann. Derzeit wird vorgespielt. Die beiden Mentoren danken den Sponsoren, die das möglich gemacht haben. Sie sehen das Erreichte mit einem lachenden und einem weinenden Auge. Es sei eine schöne Zeit gewesen, sowohl in direkter Zweierarbeit als auch in der Gruppe, nur schade, dass man sich nun trennen müsse. Der Kontakt aber bleibt bestehen.