Wuppertal Talfahrt: Scharfzüngiger Rückblick auf die Stadtgeschichte

Jürgen Scheugenpflug, Ulrich Rasch und Jens Neutag feierten mit neuem Programm Premiere im Bürgerbahnhof.

 Ulrich Rasch (v.l.), Jens Neutag und Jürgen Scheugenpflug.

Ulrich Rasch (v.l.), Jens Neutag und Jürgen Scheugenpflug.

Foto: Fries, Stefan (fri)

Nur ein Jahr alt und schon pleite. Die finanzielle Misere kurz nach der Stadtgründung zeigt, dass früher eben mitnichten alles besser war. Doch wenn es in der Bergischen Metropole auch an vielem fehlte, der Humor gehörte sicher nicht dazu. So stand „Groß-Wupp“ bei der Namensfindung ganz vorn auf der Liste – machte aber leider aus unerfindlichen Gründen nicht das Rennen.

90 Jahre Wuppertal boten dem Talfahrt-Trio jede Menge Stoff für einen ganz speziellen Rückblick auf die Stadtgeschichte. Gewohnt scharfzüngig machten sich Jürgen H. Scheugenpflug, Jens Neutag und Ulrich Rasch bei der Premiere im ausverkauften Bürgerbahnhof an ihre satirische Heimatpflege. Dabei nahmen sie die Irrungen und Wirrungen der vergangenen Jahrzehnte genüsslich aufs Korn.

So erfuhren die Zuschauer von der alten Zeit, als die Stadt noch jung und dynamisch, die Wupper allerdings „so tot wie das Nachtleben von Schwelm“ war. Immerhin nahm die Schwebebahn nur zwölf Monate nach schweren Zerstörungen durch den Krieg wieder ihren Betrieb auf. „Die Aufräumarbeiten in Elberfeld dauern allerdings bis heute an“, spottete Scheugenpflug.

Nicht wenigen Wuppertalern dürften die Anfänge noch in bester Erinnerung sein. „Die meisten hier haben ja offenbar die vollen 90 Jahre miterlebt“, feixte Scheugenpflug. „Viele Staus und meistens keine Schwebebahn, keine Blagen, dafür ganz viele Rentner, siehste dat ist Wuppertal“, sang das Trio dazu passend. Angesichts der bewegten Stadtgeschichte gab es an diesem Abend viel aufzuarbeiten. Etwa der Abbau der Bergbahn, die von vielen Bürgern schmerzlich vermisst wird. „Danach ging es mit Barmen nie wieder bergauf“, befand Jens Neutag. Die Eingemeindung von Schöller und Dornap ist für ihn ebenfalls wenig plausibel.

Sonnborner Kreuz als
größte Parkbucht der Welt

„Wahrscheinlich hat der Oberbürgermeister damals im Suff eine Wette verloren“, mutmaßte Neutag. Das Sonnborner Kreuz hat für ihn dagegen auch heute noch einen erheblichen Nutzen „als größte Parkbucht der Welt“. Zudem sei die Digitalisierung an Wuppertal mit Festplatte aus dem Baumarkt und Maus aus der Zoohandlung nicht spurlos vorübergegangen.

Auch in der jüngeren Vergangenheit wurde das Talfahrt Trio fündig. So seien die läppischen 200000 Euro für den Skywalk im Nordpark bestens investiert. Der Name, der wörtlich soviel wie „Himmelsgang“ bedeutet, passe doch bestens. „Schließlich ist der Blick von oben auf Heckinghausen eine echte Nahtoderfahrung“, findet Scheugenpflug. Zwerchfellerschütternde Momente bot der Abend mit dem Auftritt des Trios als Rentner Armee Fraktion mit Bier aus der Schnabeltasse.

Dem fast dreistündigen Programm hätte allerdings die eine oder andere Straffung gut getan. Insgesamt bot die satirische Geburtstagsshow aber einen vergnüglichen Blick auf die Stadtgeschichte. Am Ende blieb die Erkenntnis: „Aus diesem Tal kommen wir nicht wieder raus.“ Das macht aber nichts, „denn woanders ist es noch viel schlimmer“.

Weitere Termine: 22. Mai, 20 Uhr: Stadtsparkasse, Islandufer 15, 12./13. Juli 20 Uhr, 14. Juli, 19 Uhr: Tic Theater Cronenberg, 29. September, 18 Uhr: Villa Media. Mehr Infos unter