Arbeitsmarkt Teilhabe: Von 220 Arbeitssuchenden gaben nur zehn auf
Wuppertal · Das seit 2019 geltende Gesetz ist aus Sicht des Jobcenters ein Erfolg. Das Café Nordbahntrasse ist ein Beweis dafür.
Über die Umsetzung des seit 2019 praktizierten Teilhabechancengesetzes informierte sich die SPD-Fraktion im Rat am Mittwochmorgen vor Ort. Und war im Café Nordbahntrasse, wo man durch Andreas Kletzander, den Vorstand des Jobcenters, und die Projektleiterin im Jobcenter, Sabine Thrien, erfuhr, wie das Gesetz anhand des Beispiels Nordbahntrasse zugunsten von langzeitarbeitslosen Menschen wirkt. Denn im stark frequentierten Café am Bahnhof Wichlinghausen sind gleich mehrere Damen und Herren in den unterschiedlichen Bereichen beschäftigt und erhalten dort einen Lohn, der es ihnen ermöglicht, von ihrer Hände Arbeit zu leben.
Ein Vorteil ist die
Sprachpraxis
Und die Arbeit scheint Freude zu machen, wie die aus dem Irak stammende vierfache Mutter Tschinar Bamarni und die gebürtige Rumänin Laura Turcau bestätigen. „Ein Vorteil ist, dass wir dabei auch noch unser Deutsch verbessern“, so Turcau, die fünf Jahre ohne Arbeit war und an der Trasse seit einem Jahr sogar in ihrem ursprünglichen Beruf in der Gastronomie tätig sein kann.
Voraussetzung für das Teilhabechancengesetz ist ein fünf- bis sechsjähriger Leistungsbezug. „Eine kritische Zeit, denn nach fünf oder sechs Jahren wird es mit jedem Jahr schwieriger, die Menschen in ein Beschäftigungsverhältnis zu bringen“, so Andreas Kletzander, der darauf hinwies, dass derzeit 220 Frauen und Männer in Wuppertal von dem Gesetz profitieren. „Unser Ziel sind 300, möglichst 350“, bestätigte auch Sabine Thrien und erklärte, dass man behutsam vorgehe, um zu gewährleisten, dass Arbeit, Arbeitsuchender und Arbeitgeber auch zueinander passen. „Es wird erst mal zur Probe gearbeitet“, so Thrien, während Kletzander berichtete, dass von den 220 Stellen insgesamt 120 im sozialen Bereich, 100 aber in der freien Wirtschaft beschäftigt seien.
„Wir schauen uns auch die Arbeitgeber genau an, um zu gewährleisten, dass es dem Geschäfts- oder Firmeninhaber nicht nur darum gehe, die zunächst 100 Prozent des Lohnzuschusses (während der ersten zwei Jahre) zu kassieren. „Auch spielen dessen Solvenz und die Verwicklung in Arbeitsgerichtsprozesse eine Rolle.“
Eine wichtige Aufgabe kommt bei der neuen Beschäftigung der Funktion des Coaches zu. „Es muss dem Arbeitgeber deutlich sein, dass er keine Top-Fachkraft vermittelt bekommt, sondern einen Menschen, der sich in sein neues Arbeitsumfeld einfinden muss. Da muss der Coach zwischen den beiden Partnern vermitteln“, erfuhren die Ratsmitglieder und der sachkundige Landtagsabgeordnete Josef Neumann.
Die Trasse wäre ohne den zweiten Arbeitsmarkt nicht entstanden
Dass das bisher offensichtlich gut geklappt hat, zeigt, dass es bei den 220 vermittelten Arbeitssuchenden nur rund zehn „Abbrecher“ gab. „Offensichtlich ein Erfolgsmodell“, lobte Neumann, der auch darauf hinwies, dass die Fähigkeit, eigene Rechnungen zu begleichen das Selbstwertgefühl der betroffenen Menschen hebe.
Zum Informationsprogramm gehörte auch ein Besuch im benachbarten Wichernhaus, wo die Geschäftsführerin Regine Widmayer-Wagner und Bereichsleiterin Diana Bollinger eine Einführung in die Trassenmeisterei gaben. Danach eine weitere Vor-Ort-Begegnung im Bereich der Max-Planck-Straße, wo ein Trupp des Wichernhauses unter der Leitung von Lothar Bungert die Trasse „pflegte.“
„Wir wollen nicht vergessen, dass rund 80 Prozent der Arbeit beim Bau der Trasse von Menschen des zweiten Arbeitsmarktes geleistet wurde“, betonte Kletzander.