Notärztliche Versorgung Telenotarztsystem läuft im Frühjahr in Wuppertal an
Wuppertal · Gemeinnützige Tochterfirma des ADAC kooperiert im Bergischen mit einer Aachener Fachfirma.
Am Konzept, einen Telenotarzt für die Kreise Ennepe-Ruhr und Mettmann sowie die Städte Wuppertal, Remscheid, Solingen und Leverkusen zu installieren, den gut ausgebildete Notfallsanitäter im Bedarfsfall via Funk und Video zurate ziehen können, wird schon seit geraumer Zeit gestrickt (WZ berichtete). Nun ist man einen großen Schritt weiter, wie Dr. Bernd Jeschke auf Nachfrage bestätigte, der Ärztliche Leiter Rettungsdienst Wuppertal und einer der Väter des Konzepts, das in Aachen schon erfolgreich umgesetzt wurde. Die für das Vergabeverfahren zuständige Stadt Leverkusen hat jetzt als Ergebnis der Ausschreibung bekannt gegeben: Die gemeinnützige ADAC Telenotarzt gGmbH betreibt künftig den neu geschaffenen Telenotarztstandort „Bergisches Land“. Der Start ist für Frühjahr 2025 geplant.
„Wir freuen uns sehr, dass wir die Beteiligten mit unserem länderübergreifenden Angebot von Personal und Technik überzeugen konnten und nun neue Wege gehen, um die notärztliche Versorgung der Menschen in der Region zu verbessern“, erklärt Andreas Estermeier, Geschäftsführer der ADAC Telenotarzt gGmbH. Das gemeinnützige Unternehmen beabsichtige, beim Betrieb der Standorte in der Leitstelle der Feuerwehr Leverkusen sowie in der Leitstelle Mettmann mit regionalen Kliniken zusammenzuarbeiten. „Gemeinsam mit allen Partnern kann das Telenotarztsystem aktiv gelebt werden und den maximalen Mehrwert für das Bergische Land und damit für den Patienten ausspielen“, so Estermeier. Das Telenotarztsystem ist als Ergänzung bestehender Notfallkonzepte gedacht. Ein Telenotarzt kann die Einsatzkräfte unterstützen und in Zweifelsfällen entscheiden, ob ein Notarzt vor Ort und eine klinische Behandlung notwendig sind. „Wenn es beispielsweise um eine eingeklemmte Person bei einem Verkehrsunfall geht, bleibt ein physisch präsenter Notarzt am Unfallort unerlässlich“, beschwichtigt Jeschke alle, die sich mit dieser Neuerung noch nicht recht anfreunden können. „Der Telenotarzt kann den Einsatzkräften telefonisch oder per Video durch den Echtzeit-Abruf von Gesundheitsdaten ärztliche Maßnahmen delegieren. So kann wertvolle Zeit bei der Versorgung des Patienten gewonnen werden. Er kann mehrere gleichzeitig laufende Einsätze betreuen. Alarmiert wird er direkt über die Leitstelle oder im Zuge einer Nachforderung durch das Rettungspersonal“, wie Andras Estermeier ausführt.
Das Telenotarztsystem soll dem Rettungsdienst täglich rund um die Uhr zur Verfügung stehen. Die 24-Stunden-Verfügbarkeit werde durch eine Verknüpfung mit anderen Telenotarzt-Standorten als Netzwerk garantiert und erhöhe die Kapazität der Notarztressource.
Bei der technischen Umsetzung kooperiert die ADAC Telenotarzt gGmbH mit der Umlaut telehealthcare GmbH – Part of Accenture. Die Firma betreibt seit 2014 den ersten Telenotarzt-Standort in Aachen, arbeitet an Systemkomponenten und vor allem an einer digitalen Rettungskette mit Dokumentations- und Telenotarzt-Software und gehört seit 2022 zum global tätigen Beratungsunternehmen Accenture. Für das Telenotarztsystem Bergisches Land werden im ersten Schritt zunächst die Leitstellen des Kreises Mettmann und der Stadt Leverkusen sowie die Rettungswagen der sechs beteiligten Gebietskörperschaften mit modernster Technik ausgestattet. Parallel dazu werden Notärztinnen und -ärzte dafür ausgebildet. Das System wird insgesamt stufenweise und über mehrere Jahre zu einem Vollbetrieb ausgebaut.