Personal Thema „Barrierefreiheit“ ist in der Politik angekommen

Petra Bömkes ist neue Vorsitzende des Behindertenbeirates. Die 64-Jährige setzt sich seit gut 30 Jahren für Menschen mit Handicap ein.

Petra Bömkes hat den Vorsitz des Behindertenbeirates übernommen.

Foto: Fischer, Andreas

Seit gut 30 Jahren setzt sich Petra Bömkes für die Belange von Menschen mit Behinderungen in Wuppertal ein, seit Ende September ist die Grundschullehrerin im Ruhestand auch offiziell in einer führenden Position für das Thema zuständig. Die 64-Jährige ist neue Vorsitzende des Beirates der Menschen mit Behinderungen – eines Gremiums, das sich dafür einsetzt, die Inklusion – also das gemeinsame Leben von Menschen mit und ohne Behinderungen - zu fördern. Bömkes wird damit Nachfolgerin von Bernd Engels, der sich aus persönlichen Gründen außerplanmäßig von seinem Führungsposten zurückgezogen hat.

Der Einsatz für die Belange von Menschen mit Behinderungen ergab sich für Petra Bömkes aufgrund persönlicher Umstände: Sie hat eine mittlerweile 34 Jahre alte, schwerst-mehrfach behinderte Tochter. „Ich hatte damals einfach das Bedürfnis, mich in diesem Bereich zu engagieren und etwas zu verändern“, erzählt sie. Und seit mehr als zehn Jahren ist Bömkes auch im Behindertenbeirat vertreten. Das Gremium vertritt die Interessen von Sinnesbehinderten, Menschen mit geistigen oder körperlichen Behinderungen und chronischen sowie psychischen Erkrankungen.

Der Beirat für Menschen mit Behinderungen berät die politischen Gremien wie etwa Stadtrat, Ausschüsse und Bezirksvertretungen, arbeitet mit dem städtischen Gebäudemanagement, den Verkehrsplanern und den Wuppertaler Stadtwerken (WSW) zusammen. Themen sind unter anderem barrierefreies Wohnen, die behindertengerechte Ausgestaltung von öffentlichen Räumen oder der Verbesserungsbedarf bei der Nutzung des Öffentlichen Personennahverkehrs. Dabei hat der Beirat zumeist eine beratende Funktion. Im Ausschuss Soziales, Familie und Gesundheit kann die Vorsitzende des Beirates Anfragen oder Anträge stellen. Zudem arbeitet das Gremium eng mit der städtischen Behindertenbeauftragten Sandra Heinen zusammen.

Stadt ist bei der Inklusion
auf einem guten Weg

Und auch wenn in Wuppertal noch längst nicht alles so ist, dass man als Vertreterin für die Interessen von Menschen mit Behinderungen die Hände in den Schoß legen kann, so sieht Bömkes die Stadt auf dem Weg der Inklusion schon weit gekommen. „Bei dem Thema hat sich in den vergangenen Jahren viel verändert. Heute wird ganz anders über einen Begriff wie Barrierefreiheit gesprochen als früher.“ Überdies habe sich die Zusammenarbeit mit den städtischen Vertretern immer weiter verbessert. „Die Bereitschaft, uns zuzuhören, ist größer geworden“, betont sie.

Wie viele Menschen mit Behinderungen es in Wuppertal gibt, lässt sich nicht genau sagen, weil lediglich jene Personen erfasst werden, die eine Funktionsbeeinträchtigung von mindestens 50 Prozent nachweisen können und einen Schwerbehindertenausweis beantragt und erhalten haben. Das waren Ende 2017 - der letzten verfügbaren Zahl - fast 38 700 Menschen; also etwa elf Prozent der Gesamtbevölkerung. Mit Blick auf die Dunkelziffer und vor dem Hintergrund des demografischen Wandels lässt sich allerdings leicht prognostizieren, dass die Zahl der Personen mit Behinderungen in den kommenden Jahren weiter steigen wird.

Der Behindertenbeirat wird im Anschluss an die Kommunalwahl für jeweils fünf Jahre gewählt. Gewählt wird er dabei von einer Delegiertenversammlung von Wuppertaler Verbänden, Behindertenvereinen, Selbsthilfegruppen und sonstigen Gruppierungen. Als Mitglied bewerben können sich auch einzelne Interessierte.

Dass sich Bömkes mit ihrer neuer Funktion einen „Halbtagsjob“ ausgesucht hat, räumt sie selbst ein. „Ich habe mir gedacht, jetzt ist noch mal der Zeitpunkt, zu dem ich mir das zutraue“, sagt sie. Zugleich betont sie ausdrücklich, dass sie ihren Einsatz als Teamleistung versteht: „Ein gutes Team ist das A und O!“ Deshalb sei eine enge Zusammenarbeit mit ihren beiden Stellvertretern im Vorsitz des Beirates – Jörg Werner und Christel Longrée – sowie den übrigen Mitgliedern des Gremiums auch ganz wichtig.

Für die städtische Behindertenbeauftragte Sandra Heinen ist die Zusammenarbeit mit dem Beirat ein wichtiger Aspekt ihrer Tätigkeit, seien die Mitglieder des Gremiums doch „Expertinnen und Experten in eigener Sache“ und könnten „gute Ideen zum Abbau von Barrieren“ liefern. Menschen ohne Behinderung könnten „schließlich nicht wirklich wissen, welche Barrieren es bei der Bewältigung des Alltags von Menschen mit Behinderung gibt“, betont Heinen.