WZ-Leserstammtisch Verkehr bewegt Sonnborn und das Zooviertel
Zooviertel/Sonnborn. · Ob schlechte ÖPNV-Anbindung, Parkprobleme, Raser vor Schulen oder Autobahnlärm: Am WZ-Leserstammtisch gab es einige kritische Stimmen zur Infrastruktur.
Ein paar Extrastühle mussten herangeholt werden: Die Resonanz auf den ersten WZ-Stammtisch für das Zooviertel und Sonnborn war groß. Rund 40 Besucher – viele Leser, Vertreter des Bürgervereins, aber auch der Lokalpolitik – konnte die WZ im Restaurant Artemis im Bahnhof Zoo begrüßen. Gut zwei Stunden wurde diskutiert, darüber, was die Menschen im Wuppertaler Westen bewegt. Und – das wurde deutlich – es sind vor allem Verkehrsthemen in all ihrer Breite.
Das Ehepaar Irmgard und Hans-Jürgen Ulrich etwa bemängelte die schlechte ÖPNV-Anbindung im Bereich Hindenburgstraße. Nur einmal die Stunde käme der Bus, sonntags gar nicht. „Das ist zu wenig“, sagten die beiden. Eine Kritik, die an diesem Abend öfter zu hören war. Vor allem, weil auch von Seiten der Stadt propagiert werde, das Auto öfter mal stehen zu lassen. „Wir sind aber darauf angewiesen, weil der Bus eben nicht so oft fährt“, sagen die Ulrichs, die sich ein bisschen fühlen, als wären sie vom Regen in die Traufe gekommen. Bevor das Paar ins Zooviertel zog, wohnte es am Eckbusch – wo die Quartiersbuslinie vor einigen Jahren eingestellt wurde. Begründung auch dort der WSW: Zu geringe Fahrgastzahlen.
Viele sorgen sich um mehr Kürzungen des ÖPNV
Andrea Göritz kann das Argument nicht gelten lassen. „Die Busse werden gut genutzt“, berichtet Göritz. Für sie ist die Ausdünnung des ÖPNV-Angebots in einem wachsenden Stadtteil nicht zeitgemäß. Sie fordert ein Anrufsammeltaxi für Sonnborn und das Zooviertel. „Die Linie 639 fährt in den Abendstunden gar nicht mehr, da muss doch eine Alternative für Menschen ohne Auto geschaffen werden“, findet die Anwohnerin.
So sieht es auch Klaus Nagel, der vor weiteren Einschnitten in den Nahverkehr warnt. „Die Linie 639 muss unbedingt erhalten bleiben“, lautet seine Meinung. Wegen der Unsicherheiten beim Busverkehr würden viele Menschen im Zooviertel einen Autokauf erwägen. „Dabei soll doch der ÖPNV gestärkt werden“, so Nagel.
Um den Autoverkehr ging es bei Birgitta Block. Die Mutter kann nicht nachvollziehen, dass auf der Siegfriedstraße kein Tempo 30 gilt, obwohl dort viele Schulkinder unterwegs sind.
Doch auch wenn es einige kritische Stimmen gab: Viele waren sich einig, dass sie gerne im Zooviertel oder auch in Sonnborn leben. Ursula Altengarten und Holger Reinhardt freuen sich zum Beispiel auf ihre neuen Wohnungen, die an der Alten Dorfstraße in Sonnborn aktuell gebaut werden. Das Genossenschaftsprojekt hat zwar mit Verzögerungen zu kämpfen, wird aber „sicher den Stadtteil voranbringen“, wie ein Anwesender meinte. Und Reinhardt konnte stolz verkünden, dass von den 64 geplanten Wohnungen nun schon 56 vergeben seien.
Es fehlt Rad-Infrastruktur – dabei ist Sonnborn zentral gelegen
Der Sonnborner Reiner Droste ist überzeugt, dass Projekte wie das an der Alten Dorfstraße oder von der Lebenshilfe auf der Brache gegenüber der Sparkasse gut für Sonnborn sind. Kritisch schätzt er dagegen die Situation an der Sonnborner Straße ein. Kaum noch Einzelhandel, Leerstand, in dem sich nichts mehr tut wie im ehemaligen Möbelhaus Pistor und Bauruinen wie dem „Brandhaus“, von dem nur noch ein Gerüst existiert. Er spricht von „Bronx-ähnlichen“ Verhältnissen.
Ein Problem aus seiner Sicht: „Zu viel Verkehr.“ Seine Idee: Ein Abschnitt der Sonnborner Straße solle verkehrsberuhigt werden. Zudem müsse sich die Stadt Alternativen für den Parkplatz am Sportplatz überlegen. „Der wird doch kaum genutzt. Warum schafft man keine Möglichkeiten für Car-to-rent oder Bike-to-rent?“ Gerade ein Ausbau der Fahrradinfrastruktur wäre wichtig, sagt Droste. Sonnborn liege zentral, die Nordbahn- und Sambatrasse seien gut erreichbar, sowie die Kohlfurth.
Friedrich Krause, der am Boltenberg wohnt, treibt die Sorge um den Ausbau der A46 und L418/19 um. Das Ziel der Anwohner sei, dass beim Lärmschutz zumindest versucht werden sollte, „dass es nicht schlechter wird. Aber genau den Eindruck haben wir jetzt“, sagt Krause.
Das sagte auch Armin Brost, der sich mit seiner Frau Steffi Billert darum sorgt, dass der Boltenberg und Burgholz durch mehr Verkehr den ruhigen Charakter verlieren.
Martina Drecker, Anja und Ulrich Laubner sowie Thomas Strohecker vom Bürgerverein merkten an, dass die Parksituation am Zoo zunehmend schwieriger werde, weil jedes Jahr mehr Autos – auch von Betrieben – dazukämen, die die Situation verschärften. „Das Ordnungsamt verteilt aber am Wochenende keine Knöllchen im Zooviertel“, kritisierten sie. Gerade dann kämen aber die Zoo-Besucher von außerhalb, die zusätzlich die Situation verschärften.
Ihnen war zudem wichtig, darauf hinzuweisen, dass das Zooviertel immer mehr an Versorgungsinfrastruktur verliere. Gerade sei der letzte Bäcker verschwunden – „früher gab es noch eine Apotheke, einen Fleischer“, sagte Anja Laubner. Alles weg. Was bleibe, sei der Kiosk und der kleine Spar – den alle sehr zu schätzen wissen. Aber es sei schade, dass das Viertel an Angebot verliere.
Die gesperrte Kirchhofstraße und der Verkehr, der deswegen etwa in die Bouterwekstraße fließt, beschäftigt etwa die Ehepaare Angela und Martin Josephs sowie Elke und Karl Bechem. Das Viertel habe den ruhigen Charakter verloren, sagen sie.
Bessere Parkmöglichkeiten am Rutenbecker Weg wünscht sich Anwohner Walter Elsner. „Durch den Bau des Aldi-Marktes und die damit verbundene Verkehrsführung können wir unser Auto nicht mehr in der Nähe abstellen“, kritisiert er. Das gelte auch für die Nachbarn. „Für uns ist das eine sehr beschwerliche Situation“, so Elsner. Er fordert die Einrichtung einer Anwohnerparkzone in diesem Bereich.
Eine Erneuerung der Erinnerungstafeln zum Gedenken der Gefallenen des Ersten Weltkriegs auf dem Ehrenfriedhof fordert Stammtischbesucher Detlef Pensel. Vor drei Jahren wurden auf der Ruhestädte nahe dem Von-der Heydt-Turm elf der insgesamt 14 bronzenen Tafeln gestohlen. Der Rest wurde von der Stadt aus Sicherheitsgründen eingelagert. Die Stadt sieht aus finanziellen Gründen keine Möglichkeit, die Tafeln zu rekonstruieren. „Der unwürdige Zustand dieses einmaligen Ensembles dauert an und damit geht das Andenken an die Gefallenen unwiederbringlich verloren“, kritisiert Pensel.