THW bildet tunesische Zivilschützer aus
Seit 2012 hilft das Technische Hilfswerk beim Aufbau von ehrenamtlichen Strukturen. Zurzeit sind 15 Tunesier zu Gast in Wuppertal.
Wuppertal. Männer und Frauen in blauer Schutzkleidung treffen letzte Vorbereitungen. Sie haben Staubschutzmasken, Ohrenschützer und Helme auf. Eine Wand soll durchbrochen werden. Mit blauer Sprühfarbe heben sich die aufgezeichneten Rauten klar von der weiß getünchten Backsteinwand ab. Einige Baustrahler sorgen für Licht, in den ansonsten leeren Fabrikräumen auf dem Gelände von 3M in Barmen. Ein Ausbilder des Ortsverbandes Wuppertal des Technischen Hilfswerks (THW) erklärt einer Gruppe Tunesiern die Funktionen des Aufbruchhammers.
Die Männer und Frauen der tunesischen Zivilschutzbehörde ONPC (Office Nationale de la Protection Civile) sind im Rahmen des Projektes „Training of Trainers“ zu Gast in Wuppertal. „Sie sollen das Wissen, dass sie hier erwerben, dort an Freiwillige weitergeben“, sagt Sebastian Vogler vom THW-Landesverband NRW. Elf Männer und eine Frau sind mit ihren drei Vorgesetzten aus Tunesien nach Wuppertal gekommen, um das Lehren zu lernen.
In Tunesien steht ihnen die Aufgabe bevor, ehrenamtliche Helfer auszubilden. Das Gebäude, in dem früher Kunstseide hergestellt wurde, ist seit 45 Jahren unbenutzt. Im nächsten Jahr soll es abgerissen werden. Perfekt also, um vorher noch ein paar Löcher in die Wände zu schneiden. Oberst Riad Zoghlami leitet die Gruppe. Zudem ist er für die Ausrüstung zuständig. Er ist zufrieden mit der Leistung seiner Mitarbeiter. „Unsere Leute sind sehr motiviert hier hergekommen“, sagt er. „Dank der Hilfe aus Deutschland gibt es schon acht ehrenamtliche Ortsverbände, die die Hauptamtlichen unterstützen.“ Schon jetzt seinen in Tunesien 400 Freiwillige ausgebildet worden.
In der Mitte der markierten Raute wird ein Bohrer angesetzt. Der Lärm ist ohrenbetäubend. Mit aller Kraft stemmt sich ein Mann gegen den Bohrer. Falls nach einer Katastrophe Verletzte hinter der Wand vermutet werden, würde durch so ein Bohrloch eine Kamera in den dahinterliegenden Raum eingeführt. Simone Weber, die Koordinatorin des Projektes, hebt zustimmend ihren Daumen, als der Bohrer die Wand durchbricht.
Während das Technische Hilfswerk in Deutschland zu 99 Prozent auf Freiwilligen basiert, ist die Kultur des Ehrenamtes in Tunesien gerade erst im Aufbau. Sebastian Vogler freut sich über das Engagement, mit dem sich die Menschen für Tunesien einzusetzen. Denn der Einsatz für die Zivilgesellschaft fördert letztlich auch die Demokratie.
Seit 2012 unterstützt das THW Tunesien im Rahmen eines Programms der Bundesregierung beim Aufbau von ehrenamtlichen Strukturen im Zivilschutz.