Tierschutz - Landung in Barmen: Wuppertal hat jetzt ein erstes Taubenhaus

In einem nicht mehr genutzten Traforaum im WSW-Heizkraftwerk Am Clef werden die Tiere betreut und kontrolliert.

Wuppertal. Weder pflegen sie eine Affenliebe zu Tauben, noch steht ihnen der Sinn danach, den Vögeln ein Heim einzurichten, das behaglicher wäre als so manches Kinderzimmer.

Nein, die Arbeitsgruppe Stadttauben des Tierschutzvereins Wuppertal hat Dinge im Sinn, die sich weitgehend mit denen ihrer Kritiker decken. Der Unterschied besteht nur darin, dass die AG tierquälerische Methoden zur Eindämmung der Taubenpopulation ablehnt, zumal die bislang ergriffenen Maßnahmen keine Wirkung zeigen.

Nach langem Mühen wurde gestern im Heizkraftwerk Am Clef Wuppertals erster betreuter Taubenschlag, das "Taubenhaus", der Öffentlichkeit vorgestellt. Marlis Tempel vom Tierschutzverein konnte aufatmen, hatte aber noch gut parat, welche Hürden zu überwinden waren.

Wuppertals Anstrengungen, der Taubenplage zu begegnen, reichen etwa 30 Jahre zurück. Damals wurde Regulanz gestreut, um den Nachwuchs einzudämmen. Doch das Futter wurde auch von anderen Vögeln aufgenommen und verminderte deren Bestand. Zudem war die Maßnahme letztlich kaum bezahlbar.

In der Folge kamen massivere Methoden zum Einsatz, da sich das Vorurteil durchsetzte, die Tauben würden Krankheiten auf den Menschen übertragen. Fakt ist jedoch, dass die einzige, allerdings deutlich wahrnehmbare Belästigung von großen Mengen Taubenkot ausgeht.

Zur punktuellen Eindämmung werden Netze gespannt oder Nadelspitzen an Gebäuden angebracht. Beliebt sind auch Stromdrähte, die den Tauben Verstümmelungen zufügen, ohne das eigentliche Problem zu lösen. Auch das Verbot, Tauben zu füttern, zeigt keine Wirkung - und ist lediglich ein Instrument, ahnungslosen Bürgern hohe Ordnungsstrafen aufzuerlegen.

Bessere Erfahrungen machten viele deutsche Städte mit betreuten Taubenschlägen. Eingefangene Tiere werden dort so lange durch Fütterung eingewöhnt, bis sie das neue Heim akzeptieren, demnach wieder fliegen dürfen, weil sie zurückkehren werden. In den Häusern aber werden die Eier durch Attrappen ersetzt.

Wuppertals FDP und Grüne unterstützten ein solches Haus, doch nach einem Standort wurde lange gesucht. Das Dach des Rathausanbaus kam in Betracht, erwies sich aber als zu teure Lösung. Im Sommer 2007 scheiterte das Bemühen, ein städtisches Gebäude an der Bachstraße zu belegen: Kaum hatten die Tierschützer das Haus mit großem Aufwand gereinigt, da kam die Nachricht von zwei Mietinteressenten.

Belohnt wurden die unermüdlichen Tierschützer schließlich, als im Zuge der Kraftwerk-Modernisierung Am Clef ein Trafo-Raum frei wurde, den sie gegen einen symbolischen Betrag von den Stadtwerken übernehmen und für ihre Zwecke umbauen konnten. "Ich bin kein Taubenfreund", betont Volker Leonhard von den WSW.

"Aber man soll nicht gegen die Natur handeln, sondern muss das Problem an der Wurzel packen. Das betrachte ich als nachhaltige Lösung." Nun bleibe zu hoffen, dass die laufenden Kosten für Reinigung und Fütterung gedeckt werden könnten. Mit städtischer Hilfe ist nicht zu rechnen, denn Kämmerer Johannes Slawig lehnt jede Unterstützung ab, egal wie erfolgreich die Maßnahme ist. Zumindest wünschen sich die Tierschützer,

Beistand durch Ein-Euro-Kräfte zu erhalten. 64 Eier haben sie seit dem 25. April gesammelt, ein Indiz für gute Aussichten. Vier oder fünf Häuser wären allerdings nötig, um dem Problem stadtweit zu begegnen.