Traumjob auf Madagaskar

Julia Weyand arbeitet für zwei Monate in einem Kinderheim auf der Insel. Für die junge Psychologin ist der Einsatz ein Abenteuer.

Foto: Andreas Fischer

Wuppertal. Madagaskar klingt nach Abenteuer in den Tropen, nach Palmen, exotischen Tieren und azurblauem Wasser. Diese fremde Welt näher kennen zu lernen, reizt Julia Weyand. „In die Insel habe ich mich bei meiner Internetrecherche sofort verliebt“, berichtet die 27-Jährige. Sie wollte das Land jedoch nicht nur bereisen, sondern sucht den Kontakt zu den Menschen. Ehrenamtlich arbeitet sie deshalb zwei Monate in einem Kinderheim im Norden der Insel. „Das Dorf heißt Antanamitarana und ist so klein, dass ich nicht viel darüber gefunden habe.“

Nach dem Abschluss ihres Psychologiestudiums an der Bergischen Universität ist sie sehr gespannt darauf, zum ersten Mal in eine nichtwestliche Kultur einzutauchen. „Da ich mich in meiner Examensarbeit mit Heim- und Pflegekindern beschäftigt habe, wollte ich das gerne fortsetzen.“ Die Resonanz auf ihre Bewerbungen, war jedoch zunächst ernüchternd. „Die meisten haben gar nicht geantwortet, von den anderen kamen nur Absagen.“

Erst als Julia Weyand ihre Suche auf französische Begriffe erweiterte, meldete sich eine maltesische Organisation bei ihr. „Da bin ich vor Freude erst einmal durch die Wohnung getanzt.“ Der erste Kontakt hat sie sofort überzeugt, und inzwischen verfolgt sie den Blogg des Kinderheims im Netz, um so viel wie möglich zu erfahren. Einige Worte Madegassisch hat sie bereits gelernt, um sich auch mit den kleineren Bewohnern verständigen zu können, die noch kein Französisch sprechen. „Es ist schon alles sehr fremd und ich bin sehr gespannt, wie ich dort zurecht komme“, berichtet die 27-Jährige. Für sie ist es das erste Mal, dass sie Europa verlässt. „Die vielen Impfungen haben mich schon überrascht, gleichzeitig beruhigt es mich, dass ich vor Cholera, Typhus und Hepatitis geschützt bin. Doch als die Nachricht kam, dass dort die Pest ausgebrochen ist, habe ich schon ein mulmiges Gefühl bekommen.“

Noch sind die Koffer nicht gepackt, doch die Liste ist bereits lang. Die Pullis können getrost zu Hause bleiben, dafür sind Sonnencreme und Mückenschutz ein Muss. „Einen Schlafsack muss ich mir noch leihen, und meinen Klettergurt nehme ich auf jeden Fall mit.“ Denn in ihrer Freizeit möchte die Wuppertalerin die Insel auf eigene Faust erkunden. „Die Tierwelt fasziniert mich. Besonders die Limuren, die es nur dort gibt.“

Sie ist sicher, mit einem großen Schatz an Erlebnissen und Erfahrungen zurück zu kehren. „Durch die Kinder bekomme ich sicher einen ganz anderen Zugang.“ Ihre ganz alltäglichen Ängste und Nöte könnten den Blick für die wirklich wichtigen Dinge schärfen. „Vieles wird dort viel wesentlicher sein. Vielleicht führt das auch dazu, den Nichtigkeiten hier nicht so viel Bedeutung beizumessen. Ich werde eine Menge mitnehmen und bereichert zurückkehren.“

Zunächst muss Julia Weyand aber ankommen. Die Reise zum Ziel ist komplizierter als erwartet, denn einen direkten Weg gibt es nicht. „Erst fliege ich nach Amsterdam, dann nach Nairobi und schließlich von der Hauptstadt Madagaskars bis zur Nordspitze.“

Welche Aufgaben sie vor Ort erwarten, weiß die Wuppertalerin noch nicht. Sie hat sich aber darauf eingestellt, die Mitarbeiter bei der Betreuung der 50 Kinder zu unterstützen und das geplante Bildungsangebot in den Sommermonaten gemeinsam mit weiteren Freiwilligen aus den USA zu organisieren. Gleichzeitig möchte sie mit Spielangeboten Freiräume schaffen. „Inzwischen habe ich bereits einige Ideen gesammelt und einen ganzen Fundus im Gepäck.“ Rückendeckung für ihr Abenteuer bekommt sie von ihrem Freund und ihren Eltern. „Meine Mutter wollte selbst mal in die Entwicklungshilfe gehen und freut sich für mich.“