Sparkasse Trotz Protesten: „Die Zahl der Kunden hat zugenommen“
Wegen der Erhöhung der Kontogebühren drohten viele Kunden der Sparkasse mit der Kündigung. Offenbar setzten dies nur wenige in die Tat um.
Wuppertal. Zum 1. Juli hat die Stadtsparkasse Wuppertal ihren rund 175.000 Privat- und 25.000 Firmenkunden die Kontogebühren erhöht — beziehungsweise beim Online-Banking Gebühren eingeführt. Dafür musste die städtische Tochter Stadtsparkasse reichlich Kritik einstecken. „Es mag Familien geben, in denen die Zahl der Konten von vier auf zwei reduziert wurde. Generell gilt aber, dass wir seitdem mehr neue Konten anlegen als wir durch Wechsel an andere Banken verlieren“, sagt Sparkassensprecher Jürgen Harmke. Eine Kündigungswelle — so die Auskunft der Sparkasse gut drei Monate nach der Umstellung der Gebühren — gebe es nicht.
„Wir wollten zu viele Informationen auf einmal transportieren“, sagt Harmke und räumt ein, dass es Fehler in der Kommunikation zwischen Stadtsparkasse und Kunden gegeben habe. Die Einführung der sogenannten Konto-Treuewelt hatte die meiste Kritik ausgelöst, denn laut Stadtsparkasse sollen ihre Vorteile die höheren Gebühren im Einzelfall mehr als ausgleichen.
Das von der Sparkasse eingeführte Cashback-System, bei dem Rabatte auf das Konto zurückfließen, wenn mit der Sparkassencard in Wuppertal gezahlt wird, befindet sich noch im Aufbau. „Es scheitert bisher bei einer Reihe von Firmen daran, dass die Waren-Wirtschaftssysteme einer überregionalen Kette nicht so leicht auf die Sonderkonditionen einer einzigen Filiale umgestellt werden können“, sagt Harmke. Trotzdem habe die Sparkasse schon 100 Unternehmen als Partner gewonnen und so ihre eigenen Ziele für das erste Jahr übertroffen.
Zahlreiche Kunden der Stadtsparkasse hatten in Leserbriefen und Mails gegenüber der WZ angekündigt, ihre Bank zu wechseln, weil sie für sich keinen Nutzen erkennen konnten und die Erhöhungen als Abzocke empfanden. Auch bei der Verbraucherzentrale gingen im Sommer viele Beschwerden ein.
„Bis auf vereinzelte Anfragen hat sich das inzwischen wieder gelegt“, sagt deren Leiterin Marlene Pfeiffer. Vor allem im Hinblick auf ältere Menschen und geringfügig Verdienende will die Verbraucherzentrale die Entwicklung im Auge behalten. Pfeiffer erwartet, dass zahlreiche Sparkassen dem Wuppertaler Modell folgen.
Die Konkurrenten der Stadtsparkasse am Standort Wuppertal sprechen ebenfalls von guten Entwicklungen im Privatkundenbereich. „Seit Ende Juni 2015 verzeichnet die Sparda-Bank in Wuppertal etwa 400 zusätzliche Neukunden. Der Anstieg liegt weiterhin über dem Durchschnitt, daher bleibt der Trend bestehen. Die Neukundenzahl steigt jedoch nicht mehr so stark wie in den Monaten Mai und Juni“, sagt Barbara Carvalho von der Sparda-Bank.
„Der Zustrom hat sich auf einem hohen Niveau fortgesetzt“, sagt Matthias Kretschmer von der Commerzbank. Die Credit- und Volksbank hat ebenfalls zugelegt, führt dies auf die eigenen Stärken am Markt zurück.
Als Erfolgsmodell bewertet die Stadtsparkasse die Angebote ihrer sogenannten Treuewelt im Veranstaltungsbereich. Die Nachfrage in diesem Segment sei riesengroß. So zählt Jürgen Harmke zum Beispiel Ermäßigungen bei einer Führung durch die Weltkunst-Ausstellung im von der Heydt-Museum am 25. November, vorweihnachtliches Kaffeetrinken in der Glashalle und den Sparkassentag mit Sonderkonditionen für die West Side Story im Opernhaus am 16. Dezember auf.