Unfallzahlen: Jetzt rücken die Disco-Gänger ins Visier
Die Polizei setzt erfolgreich auf Kontrollen an Schulwegen. Ein neues Problem sind Drogen am Steuer.
Wuppertal. Eine Straße vor einer Schule in Wuppertal. Es ist Morgen. Für den Fahrer eines Wagens ist es schon fast zu spät. Das Kind muss pünktlich in der Schule sein — also Vollgas. Die Polizei stoppt den Raser, und sie misst Tempo 118 — bei einer zulässigen Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h. Die Folge: Ein Bußgeld in Höhe von 480 Euro, drei Monate Führerschein-Entzug und vier Punkte in der Flensburger Verkehrssünderkartei.
Der Fall ist der Klassiker der Unfall-Statistik fürs Jahr 2010. Insgesamt sind die Zahlen gut. Soll heißen: Die Kontrollen — insbesondere an neuralgischen Punkten wie vor Schulen und Kindergärten — haben 2010 die Unfälle mit Personenschaden (933) unter das Niveau des Vorjahres (1040) gesenkt. Leicht zugenommen haben die von der Polizei registrierten Blechschäden-Unfälle. 12 251 mal krachte es im Jahr 2010 auf Wuppertals Straßen (2009 „nur“ 11 575 mal). Den Gesamtschaden — Personen- und Blechschäden — beziffert die Polizei auf knapp 72 Millionen Euro.
Viel Geld, und doch waren es knapp 1,4 Millionen Euer weniger als im Vorjahr. Noch eine erstaunliche Zahl: Wuppertal kämpft zwar seit Jahren mit einem kontinuierlichen Einwohnerschwund. Derzeit gibt’s „nur“ 348 271 Wuppertaler. Die Zahl der angemeldeten Fahrzeuge liegt aber bei mehr als 187 000. Tendenz seit 2008: steigend. Woher kommt die „Blechlawine? Die Polizei vermutet, dass es vor allem junge Leute sind, die mit ihrem eigenen Auto fahren wollen.
Ursula Holz, Chefin der Polizei-Direktion Verkehr über Drogen am Steuer
Womit auch schon die neue Zielgruppe genannt wäre: Junge Disco-Gänger, die am Ende einer Nacht eigentlich nicht mehr Auto fahren sollten. Die aktuelle Statistik weist es aus: Alkohol am Steuer (205 Fälle) ist längst von Drogen am Steuer (249) abgelöst worden. Ursula Holz, neue Chefin der Polizei-Direktion Verkehr, zum Konsumverhalten der potenziellen Unfallfahrer: „Die jungen Leute nehmen alles, was der Markt hergibt.“
Und sie kündigt auch für dieses Jahr verschärfte Kontrollen an. Nicht nur nachts, auch am Vormittag nach dem Disco-Besuch müssen Party-Gänger damit rechnen, angehalten und per Drogenschnelltest überführt zu werden. Damit dürften dann allerdings auch die Fallzahlen zunächst einmal zunehmen.