Campus Wuppertal Uni bringt die Energiewende voran
Wuppertal · Professor Markus Zdrallek hat drei Millionen Euro Fördermittel eingesammelt. Wenn die Projekte erfolgreich sind, können sie helfen, den Kohleausstieg zu sichern.
Ob die Energiewende funktioniert und Deutschland den Kohleausstieg schafft, hängt auch damit zusammen, wie flexibel die Netze ausgelegt sind. Und wie flexibel die Nutzer sind. Denn Strom ist immer da, wird aber nicht immer genutzt. Und vor allem ist die Nutzung nicht immer daran angepasst, wie viel Strom gerade eingespeist wird.
Bisher passen sich
die Kraftwerke an Kunden an
Professor Markus Zdrallek vom Lehrstuhl für Elektrische Energieversorgungstechnik der Bergischen Universität, sagt, die Flexibilität im heutigen Stromsystem komme daher, dass die Kraftwerke die Produktion dem Bedarf entsprechend hoch- und herunterfahren. Aber in Zeiten von steigenden Einspeisungen erneuerbarer Energien müsste es eigentlich anders funktionieren: Man müsste den Stromverbrauch anpassen an die Produktion von Wind- und Sonnenenergie. Also dann Strom verbrauchen, wenn er ins Netz kommt. Letztlich sei diese Flexibilität keine Option, sondern nötig, wenn Atom- und Kohlekraftwerke 2022 und spätestens 2038 ausgeschaltet werden sollen.
Die Uni forscht daran, das möglich zu machen. Vier Forschungsprojekte von Zdrallek haben jetzt beim Wettbewerb „EnergieSystemWandelNRW“ überzeugt und erhalten insgesamt drei Millionen Euro Fördergelder vom Land NRW und dem Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Die Förderung läuft über drei Jahre.
Die Projekte haben so sperrige Namen wie „InFlex“, „AutoFlex“ und „FlexChemestry“ und zielen auf die Flexibilisierung des Stromverbrauchs in allen relevanten Sektoren des Verbrauchs. Zdrallek erklärt, dass je ein Drittel des Stromverbrauchs den Privathaushalten, der Industrie und dem Gewerbe zugeschrieben werden kann. Alle drei Sektoren werden deswegen in seiner Forschung bedacht.
Das Projekt „AutoFlex“ etwa zielt auf Haushalte mit hohem Stromverbrauch – die etwa Elektroautos, Nachtspeicheröfen oder Wärmepumpen haben. Die sollen flexibler mit Strom versorgt werden und so Geld sparen. Das soll im Prinzip so laufen wie im Forschungsprojekt „Happy Power Hour“, bei dem die Uni mit den WSW und anderen Industriepartnern daran arbeitet, energie-intensive Industrieprozesse an die Stromproduktion anzupassen. Dazu gibt es eine Box – einen Schaltkasten, der Prozesse in der Industrie an den günstigsten Zeitpunkt für Stromverbrauch anpasst.
Auch für Privathaushalte soll es eine Box geben, die als Zwischeninstanz etwa die Ladung eines Elektroautos dann durchführt, wenn viel Energie im Netz ist. „Es ist ja relativ egal, wann mein Auto geladen wird, solange es morgens voll ist“, sagt er. Zdrallek hofft auf ein Gerät, das erschwinglich ist und am Markt funktionieren kann – über die Forschung hinaus.
Hintergrund sei, so Zdrallek, dass im Stromnetz immer die Waage aus Einspeisung und Verbrauch gehalten werden muss. Durch die Forschung an Projekten, die die Verbraucher flexibler machen, soll die Anpassung an die erneuerbaren Energien vorangebracht werden. „Je mehr Flexibilität in den Netzen herrscht, desto weniger konventionelle Kraftwerke brauchen wir“, sagt er. Desto sicherer werde ein Kohleausstieg bis 2038.
Ein viertes Projekt namens „Sektorplan“ befasst sich mit den Energieversorgern. Es soll für mehr Abstimmung unter Netzbetreibern verschiedener Sektoren sorgen (Gas, Strom; Wasser) – in Städten, in denen die nicht in einer Hand liegen wie in Wuppertal. So sollen Baukosten und Maßnahmen reduziert werden gesteigert.