Bergische Universität 600 neue Studenten wissen nicht, wo sie in Wuppertal wohnen sollen

Die Wohnungssuche wird auch für Studierende in Wuppertal schwieriger.

Die Zahl der Studenten steigt weiter – und damit der Bedarf an Wohnraum. An der Simonsstraße entsteht ein neues Studentenwohnheim.

Foto: dpa/Sebastian Gollnow

Die Zahl der Wuppertaler Studenten steigt nicht mehr ganz so schnell, aber sie ist immer noch auf einem hohen Niveau. Deshalb werden vor Beginn des Wintersemesters im Oktober wieder zahlreiche junge Menschen nach einer Wohnung oder einem Zimmer suchen. Das Hochschul-Sozialwerk Wuppertal rechnet bis zum Semesterstart mit rund 600 wohnungssuchenden Studierenden in Wuppertal.

Im vergangenen Wintersemester waren an der Bergischen Universität rund 23 000 Studenten eingeschrieben, dazu kommen noch etwa 160 an der Hochschule für Musik und Tanz und 130 an der Kirchlichen Hochschule. Davon wohnt aber nur knapp die Hälfte in Wuppertal, die Zahl der Pendler liegt bei 50 bis 55 Prozent.

Zwischen 3000 und 4000 neue Studenten kamen in den letzten Jahren zum Wintersemester. Das Hochschul-Sozialwerk Wuppertal verfügt über 1085 Plätze in 90 Wohnheimen. Aber diese sind jetzt bereits so gut wie vergeben. Bald kommen 132 weitere Plätze dazu: in fünf Wohnheimen, die derzeit an der Max-Horkheimer-Straße gebaut werden. Fritz Berger, Geschäftsführer des Hochschul-Sozialwerks sagt: „Wir hoffen, dass wir den Studenten schon bald zur Bewerbung für diese Wohnheime auffordern können.“

In den Wohnheimen kann aber nur ein kleiner Teil der Studierenden unterkommen. Die „Unterbringungsquote“ liegt in Wuppertal bei 5,14 Prozent, noch unter der NRW-Quote von 8,21 Prozent. Bundesweit liegt die Quote bei 9,6 Prozent. „Die Quote ist gesunken“, sagt Fritz Berger. „Denn die Studierendenzahlen steigen, aber das Angebot an Wohnraum wächst nicht mit.“ Er ist froh über die bald fünf zusätzlichen Wohnheime. Dabei habe es drei Jahre gedauert, bis sie dem Land das Grundstück dafür abkaufen konnten.

Hochschul-Sozialwerk bittet Vermieter um Angebote

Um Studierenden helfen zu können, vermittelt das Hochschul-Sozialwerk Wuppertal auch Privatwohnungen oder -zimmer. „Wir haben über die Jahre ein Netzwerk aufgebaut“, sagt Fritz Berger. Rund 350 solche Anbieter gibt es der Datei, derzeit stehen allerdings nur 48 Angebote 430 Anfragen gegenüber. Deshalb appelliert der Sozialwerkchef an Wohnungseigentümer, freien Wohnraum zur Verfügung zu stellen. Die Vermittlung kann über ein Internet-Portal des Hochschul-Sozialwerks (siehe Kasten) laufen, bei Bedarf helfen die Mitarbeiter auch bei der Frage, ob die Wohnung geeignet ist.

Die Wuppertaler Studenten profitieren von dem im Vergleich noch entspannteren Wohnungsmarkt in der Stadt. In Köln zum Beispiel (fast 100 000 Studierende) ist die Not größer, Klaus Wilsberg, Sprecher des Studierendenwerks Köln, hat schon davon gehört, dass Studenten in den vergangenen Jahren Notschlafstellen für Erstsemester organisierten. „So etwas gibt es in Wuppertal nicht“, sagt Fritz Berger. Bis November oder Dezember würden erfahrungsgemäß alle eine Unterkunft finden.

Nach der Sozialerhebung des Deutschen Studentenwerks, dem Dachverband der Studentenwerke, von 2016 zahlen Studierende in Wuppertal damals pro Monat im Durchschnitt 314 Euro warm und lagen damit im Mittelfeld deutscher Uni-Städte. Kölner Studenten zahlten demnach mit im Durchschnitt 375 Euro den zweithöchsten Wert in Deutschland nach München. Auch in Düsseldorf (353 Euro) und Essen (347 Euro) liegt die Durchschnittsmiete höher als in Wuppertal. Aber in Dortmund lässt sich mit im Durchschnitt 309 Euro preisgünstiger wohnen.

Auf das wachsende Problem fehlenden Wohnraums für Studenten macht auch das Deutsche Studentenwerk aufmerksam. „Die Schere zwischen den Studienplätzen und den Wohnheimplätzen geht immer weiter auseinander“, sagt Stefan Grob, Sprecher des Deutschen Studentenwerks. Die Berliner Regierungsparteien hätten sich im Koalitionsvertrag zwar auf eine Förderung von Wohnraum für Studenten geeinigt, bisher sei das aber nicht umgesetzt. Die Studentenwerke fordern einen „Bund-Länder-Hochschulsozialpakt“ und 1,45 Milliarden Euro an Zuschüssen für Neubau und Sanierung von Wohnheimen für Studierende.