Campus Wuppertal „Forschung ist immer international“

Wuppertal · Die Wuppertaler Universität setzt auch abseits von Austauschprogrammen auf eine weltweite Vernetzung mit Hochschulen.

Nina Phlippen und Cornelia Gräsel (r.) sind an der Uni für internationale Beziehungen zuständig.

Foto: Fischer, Andreas H503840

Einen Teil des Studiums im Ausland zu absolvieren, gehört in vielen Fachrichtungen zum guten Ton. In fremdsprachlichen Studiengängen ist mindestens ein Auslandsaufenthalt Pflicht – sei es im Rahmen eines Auslandssemesters, eines Praktikums oder Forschungsprojekts. Doch auch abseits der Erasmus-Austauschprogramme für Studierende, die man häufig zuerst mit Verbindungen ins Ausland an der Uni assoziiert, ist die Bergische Universität weltweit vernetzt. Aber warum spielt Internationalität für viele Universitäten eine immer größere Rolle?

„Ich denke, es gibt eine Menge Gründe für internationale Zusammenarbeit“, so Prof. Dr. Cornelia Gräsel, Prorektorin für Internationales und Diversität an der Bergischen Universität. „Die Studierenden sammeln im Ausland nicht nur Studien-, sondern auch Lebenserfahrung.“ Dabei sei es sowohl für Studierende als auch für Lehrende interessant, auf welche Weise sich Studium und Promotion im Ausland von der Heimatuniversität unterscheiden. Zum anderen kämen auch Studierende aus verschiedenen Ländern nach Wuppertal, wodurch man „internationale Strukturen am eigenen Standort kennenlernen“ könne. „Zumal in einer Region, die wesentlich durch Diversität gekennzeichnet ist“, erinnert Gräsel. Ausgehend vom internationalen Vergleich könne man hinterfragen, „wie man sich als Universität strategisch aufstellt“, was man erreichen und von welchen Strukturen man sich eventuell distanzieren will.

Die Wuppertaler Uni pflegt in ihren internationalen Kooperationen verschiedene Länderschwerpunkte, darunter Japan, Nord- und Südamerika und seit 2017 Frankreich, ein „wichtiger strategischer Partner“, mit dem die Bergische Universität durch zahlreiche gemeinsame Initiativen, Forschungsprojekte sowie deutsch-französische Studienprogramme verbunden ist. Als ein „Leuchtturmprojekt“ nennt Nina Phlippen, Referentin für Internationalisierung, den Erasmus Mundus-Master Euro-Philosophie, dessen Konsortium aus sechs europäischen und zwei außereuropäischen Hochschulen besteht. Der auf zwei Jahre angelegte Master wird an mindestens zwei verschiedenen Hochschulen absolviert und beleuchtet europäische Philosophie in Deutschland und Frankreich. Ein Bereich, in dem die Uni Wuppertal sich hingegen noch stärker aufstellen möchte, ist die Vermittlung von Praktika im Ausland, so etwa hinsichtlich der verpflichtenden Schulpraktika der Lehramtsstudierenden.

Forschungsprojekte werden zweimal im Semester besprochen

Doch nicht nur für die Lehre ist internationaler Austausch interessant. Auch für die zweite Säule der Universität – die Forschung – ist er von Bedeutung. Cornelia Gräsel geht sogar noch weiter: „Forschung ist immer international, zumindest in der Weise, dass man Erkenntnisse, die weltweit gewonnen wurden, zur Kenntnis nimmt.“ Gerade die Naturwissenschaften seien von Grund auf international orientiert und auch in den Wirtschaftswissenschaften spiele der weltweite Austausch eine immer größere Rolle. „Aber interessanterweise ist auch unsere Germanistik sehr international, vor allem die Linguistik“, so Cornelia Gräsel. Die Inhalte gemeinsamer Forschungsprojekte ergeben sich häufig aus im besten Fall ähnlichen fachlichen Schwerpunkten der Partneruniversitäten. Teilweise werden auch Inhalte vorgegeben, so etwa bei Ausschreibungen für Sonderprogramme von Organisationen wie dem DAAD (Deutscher Akademischer Austauschdienst).

Doch wie entstehen Kooperationen abseits von gezielten Ausschreibungen? Das hänge häufig vom Engagement einzelner Professoren ab, berichtet Gräsel. Ein- bis zweimal im Semester treffen sich Arbeitsgruppen im Rahmen der Länderschwerpunkte, um Kontakte und Ideen auszutauschen. Dadurch ergeben sich immer wieder Möglichkeiten, etablierte Projekte „auf breitere Beine zu stellen“, etwa indem ein weiterer Fachbereich ins Boot geholt wird. „Es ist leichter, eine bestehende Kooperation auszubauen, als immer wieder von vorne anzufangen“, so Gräsel. Somit werde auch verhindert, dass Projekte nur an Einzelpersonen hängen und sich bei einem Ausstieg dieser Person im Sande verlaufen. Ein internationales Netzwerk sei jedoch auch für das Einwerben von Drittmitteln relevant, betont Gräsel, denn „auch Forschungsfinanzierung ist international“.