Jubiläumsjahr Friedrich Engels leuchtet im Garten und auf der Bühne

Veranstaltung zum Auftakt des Jubiläumsjahres mit Programm und Lichtshow.

Auch der Engelsgarten mit der von der Volksrepublik China geschenkten Statue leuchtete. 

Foto: Fischer, Andreas

Friedrich Engels ist da, vielfach und vielfältig im Engelsgarten und am Opernhaus. Ein wenig Volksfestatmosphäre herrschte bei der Auftaktveranstaltung Wuppertals zum Jubiläumsjahr des Barmer Sohns und kommunistischen Revolutionärs am Samstagabend. Mit faszinierender Lichtkunstshow und Performance draußen, die zahlreiche Menschen mit Fotoapparaten und Kameras anlockte. Und mit Festreden, einem Bühnenprogramm und einer kurzen Demo Autonomer gegen Polizeiwillkür drinnen.

Sie hatten sich eine Moderatorin mit Promi- und Heimat-Faktor ausgesucht: Bettina Tietjen, gebürtige Elberfelderin und norddeutsche Fernsehmoderatorin, bemühte sich intensiv, das vollbesetzte Opernhaus für sich zu gewinnen. Doch die Heimat schien ihr über die Jahre etwas fremd geworden. Der Funke wollte nicht so recht überspringen. Weitere Akteure auf der immer wieder prall gefüllten Bühne: Schauspieler und Gesangssolisten der Wuppertaler Bühnen und das Sinfonieorchester unter seinem Ersten Kapellmeister Johannes Pell. Dazu ein großer Projektchor aus Laien, der unter Chordirektor Markus Baisch 2019 bei der Mitmachoper „Labyrinth“ schon gefallen hatte und nun Moderatorin und Publikum beeindruckte.

Was hat uns Engels
heute noch zu sagen?

Das hatte, dem Anlass entsprechend, viele bekannte Wuppertaler in seinen Reihen. Von den Ehrenbürgern über Bundes- und Landtagsabgeordnete, lokale Politiker, den chinesischen Generalkonsul Haiyang Feng bis hin zur Bürgermeisterin der Marx-Stadt Trier, Elvira Grabes, und zur Landeskulturministerin Isabel Pfeiffer-Poensgen, die auch den Schirmherrn des Engelsjahres, NRW-Ministerpräsident Armin Laschet, vertrat. Sie warb für eine erweiterte Sicht auf Engels, die auch den Freund der Kunst und Kultur und Humanisten einschließe.

In seiner Eröffnungsrede betonte Oberbürgermeister Andreas Mucke (SPD) die Notwendigkeit, den Missbrauch seines Gedankenguts durch autoritäre Regime zu erkennen, Engels neu zugänglich zu machen und zu fragen, „was er uns heute in Zeiten von Digitalisierung und Globalisierung zu sagen hat“. Der OB dankte den Förderern des Jubiläumsjahresprogramms und bekannte sich zur Zukunft aller drei Sparten der Wuppertaler Bühnen.

Wie erinnert man an den berühmten Mitverfasser des Kommunistischen Manifests? Das Programm bot einen soliden, chronologischen Streifzug durch revolutionäres Gedankengut und Musikrepertoire seit dem frühen 19. Jahrhundert. Von der Ouvertüre der heroischen Oper Médée Cherubinis am Anfang bis zur Internationalen am Schluss, die einige spontan mitsangen.

Engels’ erstaunlich aktuelle Elberfelder Rede von 1845 wurde zitiert, ebenso das „Maschinenwinter“-Manifest Dietmar Daths, der 2008 die Kapitalisten geißelte. Heinrich Heines deutsch-romantische „Die Loreley“ wurde gesungen, aus dem privaten Briefwechsel von Marx und Engels Zornig-Privates vorgelesen.

Zu hören waren klassenkämpferische Texte und Lieder von Brecht/Eisler, Lortzings Revolutionsszene aus seiner Oper „Regina“ (1899), Mossolows „Die Eisengießerei“ (1926-28) und ein Medley aus spanischen und italienischen Arbeiterliedern (zum Beispiel: „Bella ciao“).

Begonnen hatte der nachdenkliche, kämpferische und unterhaltsame Abend unter anderem mit einer flashmob- und demo-artig inszenierten Tanz-Performance der „Roten Socken“. Er dauerte an, als die Oper sich geleert hatte: In großen LED-Buchstaben flackerte Engels Name zwischen den rot angestrahlten Bäumen. Der Wuppertaler Künstler Gregor Eisenmann projizierte mit Hilfe von fünf Großformat-Projektoren, 1800 LEDs und 60 Scheinwerfern seine beeindruckende Engels-Collage großflächig und in Endlosschleife auf die Fassade des Opernhauses. Er ließ dazu atmosphärisch dichte Musik laufen. Die große Engelsstatue wurde angestrahlt und der Gedenkstein des Engels-Geburtshauses in der Nähe. Nur die „schäl Sick“ mit dem noch in Renovierung befindlichen Engels-Haus und der Statue „Die starke Linke“ von Alfred Hrdlitschka davor blieb im Dunkeln.