Verein saniert den Belvedere-Turm
Im Oktober soll das Gerüst aufgebaut werden. Dann startet die Entkernung des Denkmals.
Uellendahl. Es ist eine Anekdote, die am Uellendahl öfter erzählt wurde. Angeblich habe sich Hermann Seyd, Erbauer der beiden Villen, klammheimlich durch einen Tunnel aus der Villa Seyd II in den Belvedere-Turm geschlichen, um dort — unbemerkt von seiner Frau — Partys feiern zu können. Der Wahrheitsgehalt lässt sich heute kaum noch recherchieren. Den Tunnel gibt es allerdings noch, wenn auch zugeschüttet — und den Belvedere-Turm natürlich auch. Für den setzt sich seit Jahren der Förderverein ein, der ein klares Ziel hat: Das Denkmal an der Kohlstraße, das vor ein paar Jahren vom Abriss bedroht war, soll wieder öffentlich zugänglich gemacht werden.
Kein leichtes Unterfangen, da sind sich Karl-Eberhard Wilhelm und seine Mitstreiter einig. Zuletzt ging es darum, den Turm mal richtig frei zu buddeln. Gute zehn Lkw-Ladungen Abraum seien dabei zusammen gekommen, berichtet Wilhelm. Im nächsten Schritt sollen die freigeräumten Flächen mit Schotter aufgefüllt werden, um eine Gründung für das Aufstellen des Baugerüstes zu schaffen. Deshalb sucht der Verein freiwillige Helfer, die am kommenden Samstag ab 10 Uhr das Mineralgemisch rund um den Turm verteilen.
„Sollte es uns gelingen, die Gerüstgründung am kommenden Samstag herzustellen, hoffen wir, dass im Oktober das Gerüst aufgebaut werden kann“, sagt Wilhelm und fügt an: „Dann beginnt die eigentliche Sanierung.“
Der Turm soll entkernt werden, „damit wir endlich sehen, wie es im Inneren aussieht“. Fest steht, dass es auf jeder Etage eine — mittlerweile zugemauerte — Türöffnung gibt. Der Belvedere-Turm gehörte einst zu dem 130 000 Quadratmeter großen Gelände der Familie Seyd. Von den Villen (siehe Infokasten) gab es den direkten Blick auf den Turm. Erst als die Familie bis in die 1960er Jahre nach und nach Teile des riesigen Grundstücks verkaufte und nur noch die gut 2000 Quadratmeter große Fläche direkt rund um die Villa Seyd II behielt, verschwand die direkte Sichtachse. Und es geriet auch in Vergessenheit, dass Turm und Villa eigentlich zusammengehören.
Ursprünglich, das weiß Wilhelm dank alter Fotos, gab es mal einen zweiten, kleineren Turm, der als eine Art Treppenhaus für den 1896 erbauten Belvedere-Turm fungierte. Wann der kleine Turm abgerissen wurde, steht nicht fest. Jetzt suche der Verein nach einer Treppen-Lösung, um den Turm zukünftig wieder begehbar zu machen.
Einen Zeitplan, wann denn einmal die Einweihung stattfinden könnte, gebe es nicht, sagt Wilhelm. „Das ist bei so einem Projekt gar nicht möglich.“ Und wie genau der Turm später einmal genutzt werden könnte, zum Beispiel für Kulturveranstaltungen oder ähnliches, darüber habe man sich auch noch gar nicht so große Gedanken gemacht. Schließlich liege noch viel Arbeit vor ihnen, betont der Fördervereins-Vorsitzende.
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