Einzelhandel Verlust für die Friedrichstraße: Mulligan’s schließt im Oktober
Zentrum. · Eigentümer des Bekleidungsgeschäftes zog die Reißleine, hofft aber auf eine Zukunft in der Branche. Geschäftsleute sprechen über schwierige Situation der Einkaufsstraße.
Nach fast 25 Jahren ist erst einmal Schluss: Am 31. Oktober schließt das Bekleidungsgeschäft Mulligan’s an der Friedrichstraße seine Pforten. Inhaber Marcel Trapp hat am 1.August einen Antrag auf Eröffnung eines Insolvenzverfahrens gestellt. „Der Schritt ist mir nicht leicht gefallen“, sagt der 56-Jährige. Letztendlich sei er aber in der aktuellen Situation unausweichlich gewesen. „Der Wandel macht auch vor einem Traditionsgeschäft nicht Halt.“
Ein herber Verlust für die Einkaufsstraße, die sich ohnehin seit Jahren schwer tut. Wer in der City einkauft, für den ist der Weg Richtung Nordstadt oft zu weit. Die Neumarktstraße fungiert praktisch als „unsichtbare“ Barriere, wie auch die städtische Wirtschaftsförderung den Zustand gegenüber der WZ schon einmal beschrieb. Kunden kritisieren, dass jenseits des Neumarktes zu wenig locke. Hinzu kam der Niedergang der Rathaus-Galerie, die zwar erneut einen Management-Wechsel hatte (die WZ berichtete), von einem neuen Konzept ist aber öffentlich noch nichts zu hören. Hoffnungen setzen Anwohner und Geschäftsleute auf die Qualitätsoffensive Innenstadt der Stadt.
„Mir tut es sehr leid für Marcel Trapp und sein Team“, sagt Henrick Abeler, der sein Juweliergeschäft im Rathaus Elberfeld im vergangenen Jahr neu eröffnet hat. Die Geschäfte in der Nachbarschaft wie das Mulligan’s oder der Weinhandel Orthmann „haben für eine gegenseitige Befruchtung gesorgt“. Er selbst sei am neuen Standort zufrieden, wisse aber um die Schwierigkeiten. „Und die Textilbranche hat es besonders schwer.“ Das sieht Kerstin Hardenburg, die seit fünf Jahren gegenüber vom Mulligan’s ihren Glücksbuchladen betreibt, in Zeiten des Internet ebenso. Der Buchhandel profitiere in dieser Hinsicht von der Buchpreisbindung. Gebe es diese nicht, „hätte auch ich es noch schwerer“. Dass Mulligan’s nun schließe, sei ein weiterer Schlag für das Umfeld.
Für Trapp sei der Laden immer eine Herzensangelegenheit gewesen, viel Herzblut habe er hineingesteckt, betont er im Gespräch mit der WZ. Das merke jeder Besucher schon beim Interieur. Mode „mit Nachhaltigkeit und Geschichte“ habe er anbieten wollen. Nicht nur einen „britischen Look“, wie es der Name vermuten lässt. „Mulligan“ sei ein Begriff aus dem Golfsport und bezeichne eine inoffizielle Übereinkunft, wonach ein misslungener erster Abschlag nicht gewertet wird, erklärt Trapp den Namen. Als „Stilkaufhaus an der Wupper“ wurde der Laden vor ein paar Jahren mal in einem Magazinbericht tituliert.
Auf 85 Quadratmetern fing er 1995 an, 2003 wuchs der Shop auf rund 370, 2010 noch einmal auf 560 Quadratmeter. Die richtige Entscheidung, sagt er heute, denn 2011 sei das beste Jahr der Firmengeschichte gewesen. Aber das Geschäft mit eher hochpreisiger Mode sei immer schwieriger geworden. „Seit 2012 ist die gesamte Branche im freien Fall.“ 2018 verkleinerte er sein Geschäft, auch personell. Zuletzt arbeiteten drei Vollzeitkräfte im Laden. Doch auch, wenn er im vergangenen Jahr nach eigenen Angaben 20 Prozent der festen Kosten reduzieren konnte, reichte dies nicht. „Der Markt schrumpft schneller.“ Das Konzept des Mulligan’s „in dieser derzeitigen Größe und Auswahl scheint da nur schwer überlebensfähig“.
Gegen Zalando, Amazon und vor allem die herstellereigenen Onlineshops sei er nicht angekommen. „Das Internet ist immer schneller, billiger, kulanter.“ Zudem habe sich der Standort gewandelt. Die B7-Sperrung habe geschadet, die dauernde Diskussion um verkaufsoffene Sonntage. Stadt und Politik, kritisiert er, hätten kein Konzept für die Innenstadt gehabt. Dass jetzt die Diskussion aufkomme, den Verkehr am Neumarkt anders zu leiten, die Neumarktstraße möglicherweise „autofrei“ zu machen, begrüße er. Die Friedrichstraße könnte davon profitieren, „aber für mich kommt das an diesem Standort leider zu spät“, so Trapp, der auch einräumt: „Mein größter Fehler war, dass ich nicht früher auf die Entwicklungen der Branche reagiert habe, früher die Reißleine gezogen habe.“ Den Fall zu stoppen sei aber so gewesen, „wie einen Öltanker auf der Stelle zu bremsen“.
Seit Langem beobachtet schon Weinhändler Andreas Orthmann die Entwicklung der Friedrichstraße. Seit 1950 gibt es den Laden der Familie dort schon, seit 1988 am jetzigen Standort. Die Friedrichstraße sei von kleinen Fachgeschäften geprägt gewesen. Die „Grenze“ mit der Neumarktstraße habe es zwar immer schon gegeben. „Aber mit einem intakten Umfeld hat das trotzdem funktioniert.“ Das sei aber nicht mehr so gegeben, sagt Orthmann und nennt die Leerstände in der Rathaus-Galerie selbst, aber auch zur Friedrichstraße hin als symptomatisch. Laufkundschaft gebe es kaum, sagen die Händler. Stammkunden machten das Geschäft aus.
Diese reichten für Marcel Trapp nicht mehr aus. Von einem Verbleib in der Branche geht er jedoch aus. Es gäbe konkrete Ideen und Gespräche.