Viel Arbeit für die Höhlenforscher
Auch im Sommer buddeln die Experten im Hardtberg. Sie bauen vor allem Lehm ab.
Hardt. Die Mitglieder des Arbeitskreises Kluterthöhle wissen: Höhlenforschung ist ein anstrengender und schmutziger Job. Da braucht man Overall, feste Schuhe, Handschuhe und Schutzhelm, um sich den Schmutz vom Leibe zu halten. Derart gerüstet, arbeiten die ehrenamtlichen Höhlenforscher aus Wuppertal und Umgebung jeden zweiten Samstag im Monat am und im Hardtberg - auch in den Sommerferien.
Ihre Arbeit erhielt im vergangenen Jahr große Aufmerksamkeit, als das Forscherteam die Betreuung des Hardtstollens übernahm. Dieser Stollen wurde während des Kalten Krieges tief in den Berg getrieben. Der Zugang zu dem Stollen konnte von ursprünglich fünf auf mittlerweile mehr als 100 Meter erweitert werden.
Im September 2015 entdeckten die Höhlenforscher eine zusätzliche Öffnung in den Berg - auf der Höhe der Auffahrt zur Hardtstraße. Da das Gestein die darüber liegende „Ziegenburg“ trägt, erhielt die Öffnung den Namen Ziegenburghöhle. Daneben legte man noch zwei weitere Höhleneingänge frei.
Während der Hardtstollen mit einer Deckenhöhe von bis zu 20 Metern geradezu komfortabel groß ist, sind die drei Ziegenburghöhlen klein und schmal. Wer die Hardtstraße hinaufgeht oder -fährt, erkennt sie an den kleinen rechteckigen Türen, die einen problemlosen Einstieg möglich machen.
Die Ziegenburghöhle Nummer 1 ist mit 70 Metern inzwischen am besten erkundet. Bei der Nachbarhöhle gibt es dagegen kein Fortkommen. „Wir müssen immer eine stabile Decke haben“, erklärt Ulrich Brämer vom Arbeitskreis. „Das ist eine Grundvoraussetzung.“ Bei der Nummer 2 ist das gerade nicht vorhanden - und der Gang ist außerdem durch einen Einsturz nicht passierbar.
Bleibt also die Ziegenburghöhle Nummer 3, um voranzukommen. Sie verfügt über eine horizontale Decke, unter der man sich sicher bewegen kann. Brämer und seine Kollegen wollen sie näher kennenlernen. Sie wissen, dass der Höhlengang durch einen scharfen Knick nach rechts nicht ganz ohne ist. „Vermessen haben wir bereits 18 Meter“, sagt Brämers Kollege Andreas Nau.
Eigentliches Hindernis ist jedoch nicht der Verlauf der Höhle. Es sind die Schichten von Lehm, der in Gängen, Ritzen und Spalten steckt. Teilweise ist der Lehm weich wie Sand, kann auch aber fast hart wie Stein sein. Die Menge, die ausgehoben werden muss, ist schwer kalkulierbar. Der Müllcontainer, der vor den Ziegenburghöhlen steht, ist jedenfalls mannshoch.
Den geschichteten Lehm tragen die Höhlenforscher mit Spaten und Spitzhacken ab. Das abgebaute Material landet in Eimern und wird Richtung Eingang geschoben. Denn die Höhle ist zu niedrig, um die Eimer zu tragen. Sie werden auf einen „Schlitten“ gezogen. Das flache Gefährt war ursprünglich mal ein halber Plastikkanister. Das ist fürs Erste die praktischste Lösung.
Zur Grobarbeit, dem Abbau des Lehms, kommt die Feinarbeit. So ist das Forschungsgebiet von Detlef Wegener das reiche Tierleben in den Höhlen. Er sammelt und konserviert Insekten. Interessant sind dabei echte Höhlenbewohner wie Springschwänze und Doppelschwänze. Die präparierten Exemplare schickt Wegener zur näheren Bestimmung an eine zentrale Stelle des Höhlenforscherverbandes.
Auch wenn die Arbeit mühsam und mitunter schmutzig ist - die Neugierde darauf, was sich am Ende der Ziegenburghöhlen verbirgt, treibt alle Mitglieder vom Arbeitskreis Kluterthöhle an. Vielleicht gibt es da noch Überraschungen: Gänge, Abzweigungen, Querverbindungen, die niemand absehen kann. Ganz sicher ist, dass die Erforschung der Hardt-Höhlen noch einiges an Arbeit bereithält.