Vier Samurai erobern Wuppertal
Die Gruppe „Takeda“ empfindet die japanische Kultur nach. In einem Kostüm stecken zwei Jahre Arbeit.
Wuppertal. Kunstvolle Kimonos, Regale voller Kisten mit japanischen Schriftzeichen und glänzende Schwerter — was aussieht wie das Requisitenlager des Films „Last Samurai“, ist die Werkstatt der Reenactment-Gruppe „Takeda“ mitten in Barmen. Reenactment — das heißt so viel wie Nachstellung und meint die möglichst authentische Inszenierung einer historischen Epoche. Dazu gehören sowohl die richtigen Kostüme als auch die passenden Requisiten und die Etikette der jeweiligen Zeit.
1979 lernten sich die ersten Samurai kennen — beim Aikido. Takeda ist im Februar von Düsseldorf nach Wuppertal umgezogen. Benannt nach dem japanischen Fürsten Takeda Shingen stellt die Gruppe dessen Offiziere dar — und zwar stilecht, wie Mitglied Willi Fuchs versichert: „Mittlerweile sind unsere Requisiten und Kostüme zu etwa 90 Prozent originalgetreu.“
Und das haben die deutschen Samurai jetzt sogar schriftlich: Bei der diesjährigen Reenactment-Messe in Minden wurden sie zur besten Gruppe gekürt und setzten sich dabei gegen Darsteller aller Epochen durch.
Bis dahin war es ein langer Weg, sagt Fuchs: „Wir haben anfangs einfach drauf los genäht, gebaut und gebastelt. Nachdem ein paar von uns dann zum ersten Mal in Japan waren, mussten wir alles wegschmeißen, denn das war alles falsch.“
Seitdem feilt Takeda ständig an den Details. 600 Bücher mit genauen Zeichnungen nutzt die Gruppe zur Gestaltung jedes kleinen Details. Gründungsmitglied Klaus Stolle arbeitet gerade an einem kunstvollen Tiger aus dünnem Metall als Verzierung für eine Damenrüstung. Für ihn ist das Hobby längst ein Fulltimejob: „Selbst wenn man jeden Tag etwas macht, arbeitet man an einer kompletten Samurairüstung gut zwei Jahre“, erklärt der Rentner.
Kein Wunder, denn allein bei einer Rüstung werden etwa 200 Meter Schnürriemen und bis zu 26 000 kleine Kettenglieder verarbeitet. Und die Rüstungen sind erst der Anfang: Takeda hat mittlerweile ganze Hütten samt Einrichtung, Zivilkleidung, Kampfkleidung und Waffen — alles handgearbeitet.
„Das Werkeln macht eigentlich den größten Teil der Arbeit aus. Auf Veranstaltungen wie dem Japantag in Düsseldorf oder die Messe in Minden arbeiten wir das ganze Jahr über hin“, sagt Michael Hegenberg. Auf die Auszeichnung als beste Gruppe sind die vier stolz, Willi Fuchs weiß aber auch, was das bedeutet:„Wir müssen in Zukunft noch genauer arbeiten, denn uns als Preisträger schaut man jetzt natürlich ganz genau auf die Finger.“