Volle Straßen beim Luisenfest
Die Besucher des traditionellen Trödels durften sich über bestes Wetter und gute Musik freuen.
Wuppertal. An „volle Straße“ denkt wohl jeder, der schon mal auf dem Luisenfest war. Auch an diesem zweiten Sonntag im Juni schiebt sich ein dichter Besucherpulk an den Verkaufsständen vorbei. Bei strahlendem Sonnenschein sind schon vormittags vor Kneipen und Restaurants kaum noch Sitzplätze frei. Die Hauptrolle spielen aber immer noch junge und alte „Trödler“, die Kleidung, Bücher, Schallplatten und viele andere alte Schätzchen anbieten.
Warum sich jedes Jahr ins Getümmel zwischen Laurentius- und Sophienkirche stürzen? Ist doch klar, sagt Thomas Herzog, „weil das Luisenviertel das schönste Viertel von Wuppertal ist. Und man findet hier immer ein, zwei Sachen, die einem gefallen.“ So weit, so Tradition. Und doch ist diesmal — zumindest in den ersten Feststunden — etwas anders. Es gibt ein bisschen mehr Bewegungsfreiheit für Flaneure und Passanten, ein paar mehr Luftlöcher als sonst.
Detlef Schmitz von der Interessengemeinschaft Luisenstraße, der eine neongelbe Ordner-Weste trägt, kann es erklären: „Wir müssen dieses Jahr einige Fluchtwege frei halten. Deshalb sind wir mit den Ständen stärker in die Nebenstraßen gegangen.“ Wer mit Organisator Schmitz spricht, hat es übrigens mit einem echten Urgestein zu tun. „Wir machen das seit 41 Jahren und so lange bin ich auch dabei.“
Eine allgemeine Überraschung gibt es, als die Kirchturmuhren elf schlagen. Da nämlich treten einige Bläser der Barmer Ersatzkapelle durch die offene Tür des „Orts“ und bahnen sich, aus vollem Halse spielend, ihren Weg durch die Menge. Ihr Ziel ist die Bühne vor dem Wandelgarten, wo ihre Kollegen schon auf sie warten. Trotz der Enge sieht man die ersten Leute tanzen.
Für andere Besucher stellt sich zeitgleich die alte Frage „Kaufen oder nicht kaufen?“. Dagmar Sirringhaus ist an einem Stand stehen geblieben und hält ein schwarzes Kleid in der Hand. „Ich kämpfe gerade mit mir und meiner Seele“, sagt sie. „Sehr chic“, fügt sie nachdenklich hinzu. Ihre Schwester Silke Oldenburger redet ihr gut zu: „Nimm du es mit, sonst trag ich es.“ Am Ende finden beide den Preis in Ordnung und tätigen den Kauf.
Wer lange genug den Flohmarkt hinauf und wieder hinabgeht, kann sich über die Kuriositäten wundern, die hier verkauft werden. Manchmal stellt sich sogar die Frage, was man da überhaupt vor sich hat. Auf dem Hinterhof der Laurentiuskirche hat die Junge Gemeinde, auch „JuLa“ genannt, einen Stand und verkauft für einen guten Zweck. Davor steht Nathan und lässt in seiner Hand einen zwei Meter hohen Plastikstab schwingen. Ist das für Speerwerfer? Für Folkloretänzer? „Damit kann man trainieren“, erklärt er. „Armmuskeln, Trizeps, den ganzen Oberkörper.“ Auch wenn noch unklar ist, ob er den Trainingsstab für 15 Euro los wird — Gläser, Handtaschen und Spiele gehen gut, sagt der 17-Jährige.