Vom Turm schweift der Blick bis zum Rhein

Die evangelische Kirche in Cronenberg entdeckten Besucher beim Tag des offenen Denkmals.

Foto: Stefan Fries

Cronenberg. Ein Besuch der evangelischen Kirche im Herzen von Cronenberg lohnt sich nicht nur aus religiöser Sicht. Der Bau ist auch für Architekturinteressierte und Ferngucker ein Erlebnis. Davon durften sich am Sonntagnachmittag mehr als 100 Besucher überzeugen und während des Tags des offenen Denkmals hinter und über die Kulissen schauen.

Das markante Wahrzeichen des Dorps stand für Entdecker offen. In Kleingruppen konnten sie an Führungen teilnehmen, bei der sie Hintergrundinformationen über Bauweise und Historie der imposanten Zwiebelturmkirche erhielten. So erfuhren die Gäste beispielsweise, dass die im 13. Jahrhundert an gleicher Stelle errichtete Vorgängerkirche Mitte des 18. Jahrhunderts eingestürzt war.

Nach zahlreichen Kollekten und jahrelangen Spendensammlungen der damaligen 2900 Gemeindemitglieder begann im Juli 1766 der Bau der heutigen Kirche. Bis zu seiner Fertigstellung sollten auch aufgrund einer zwischenzeitlichen Finanzlücke in Höhe von 16 000 Reichstalern mehr als fünf Jahre vergehen. Der Einweihungsgottesdienst fand schließlich am 15. Mai 1771 statt. Überregionale Beachtung fand die Kirche später durch den bekannten „Lehmpfarrer“ Emanuel Felke. Der für seine Naturheilverfahren geschätzte Theologe war von 1887 bis 1894 in der reformierten Kirche tätig.

Baukirchmeister Dirk Picard vermittelte den Besuchern Hintergründe zur Bauweise. Er berichtete unter anderem, dass das Gebäude nach dem Vorbild der alten reformierten Kirche in Elberfeld konzipiert worden sei. Das mehr als 50 Meter hohe Bauwerk beeindruckt auch heute noch und bietet in 45 Meter Höhe einen spektakulären Blick übers Bergische Land. Das gute Wetter ermöglichte den Teilnehmern diesmal sogar die Fernsicht bis auf den Rhein. „Das ist schon eine sehr exponierte Lage, die einen, wenn man weiß, wo man hingucken muss, sogar den Kölner Dom erspähen lässt“, verriet Fördervereins- und Presbyteriums-Mitglied Tim Jacobs.

Schwindelfrei mussten die Gäste dabei genau so sein wie mobil: Schließlich führen zwei enge Wendeltreppen mit insgesamt 155 Stufen hoch in den Kirchturm, wovon die zweite Metalltreppe besonders steil ist und im inneren Hohlraum der Spitze nach oben führt. Doch auch für Menschen mit Höhenangst bot der Erkundungstag verschiedene, bodennähere Besonderheiten, wie etwa die Besichtigung der Sakristei oder den Einblick ins Innere der Orgel. „Wir schauen, dass wir das zumindest einmal im Jahr anbieten, meistens entweder zum Denkmaltag oder aber auch zur Werkzeugkiste“, berichtet Jacobs.

In diesem Jahr gab es zugleich einen ganz besonderen Anlass zur Kirchenerkundung: Schließlich fand im Juli das 250-jährige Bestehen der Grundsteinlegung statt. Größere Feierlichkeiten hat die Gemeinde jedoch bewusst um vier Jahre verschoben. Dann hat die Kirche ihren wirklichen 250. Geburtstag und dann soll es ein großes Fest geben. „Wir haben uns im Presbyterium für eine Feier in 2021 entschieden, weil das für uns der wichtigere Anlass ist. Schließlich hat erst 1771 der erste Gottesdienst stattgefunden“, begründet Jacobs die Terminwahl.