Wanderungen in die Bergbauhistorie

Der Scherenberger Erbstollen ist das Ziel der Exkursion zum Denkmaltag. Für viele ist es eine Entdeckung

Sprockhövel. Wie der Bergbau Sprockhövel geprägt hat und was genau ein Erbstollen ist, erfuhren die Teilnehmer einer bergbauhistorischen Wanderung zum Bodendenkmal Stock und Scherenberger Erbstollen. Uwe Peise vom Förderverein Bergbauhistorischer Stätten Ruhrrevier und Michael Ebel, ehrenamtlicher Denkmalpfleger, führten am Tag des offenen Denkmals durch das einstige Bergbaugebiet.

Die lehrreiche, rund zwei Stunden lange Wanderung begann an der grünen Stadtgrenze. Dort, an der Stoltenbergstraße, befand sich die erste Sehenswürdigkeit: das Mundloch des Scheller Erbstollens. Peise erklärte zunächst, was das eigentlich ist: „Erbstollen sind dafür da, in Bergwerken das Wasser zu lösen. Das bedeutet, dass Gruben- oder Abwasser aus den Stollen abzuleiten. Man suchte sich für diesen Stollen die tiefste Stelle, so dass das Wasser über die Schwerkraft ablaufen konnte.“

Wer die Berechtigung bekam, einen Erbstollen anzulegen, kam in den Genuss gewisser Privilegien. „Der Besitzer dieses Stollens hatte das Recht, von allen Stollen, aus denen er Wasser ableitete, einen Teil der Kohle zu erhalten. Die Erbstollen der Region entstanden zumeist zwischen den Jahren 1650 und 1750.“ Die Wanderung führte in südlicher Richtung an der A43 vorbei und auch über die Trasse der ehemaligen Kleinbahn Bossel/Blankenstein. Diese war rund 9,4 Kilometer lang und im 19. Jahrhundert sehr wichtig für den Bergbau der Region.

„Diese Strecke trieb die Industrialisierung im Pleßbach voran“, erläuterte Peise seinen Teilnehmern. Das Thema faszinierte einige besonders. „Ich bin auf dem Weg hierher schon auf der Eisenbahntrasse gewandert, da ich mich speziell dafür interessiere“, berichtete Teilnehmer Wolfgang Deinert. Der Weg führte die Gruppe durch Wohngebiete, wo sich immer wieder die Relikte der einstigen Industrie zeigten.

Von der ehemalige Zeche „Glückauf Barmen“, die im Jahre 1921 stillgelegt wurde, sind heute noch zwei Gebäude und eine Hinweistafel erhalten. Ihre Hochzeit hatte die Anlage im Jahre 1920. Damals förderten 421 Bergleuten rund 119 050 Tonnen Steinkohle. Auch die Ibachs Mühle, wo Ende des 16. Jahrhunderts ein Hammerwerk entstand, ist Teil der regionalen Führung, deren Endpunkt der Stock-und Scherenberger Erbstollen ist. Dieser ist ein wichtiges Bodendenkmal in Sprockhövel, das ehrenamtliche Helfer in den vergangenen Jahren Stück für Stück freigelegt und restauriert haben.

Der drei Kilometer lange Stollen aus dem Jahr 1746 sollte die gleichnamige Zeche sowie die Zeche Vereinigte Concordia entwässern. Die Teilnehmer lauschten fasziniert. „Es ist spannend, dass wir gewisse Dinge direkt vor der Haustür haben. Wir wohnen fünf Kilometer von dieser Strecke entfernt und hatten keine Ahnung, was hier unterhalb des Bodens zu finden ist“, sagte Brigitte Weber.

Torsten Schulte gefiel es, mehr über seinen Wohnort zu erfahren: „Ich finde es gut, dass die Geschichte des Bergbaus mit der lokalen Geschichte verknüpft wird. Es gibt Dinge, die ich nicht weiß, obwohl ich hier aufgewachsen bin.“

Bettina Weber nahm mit ihren drei Kindern an der Führung teil. „Beim Tag des offenen Denkmals erfahren wir jedes Jahr interessante Dinge und die Kinder haben auch Spaß daran. Mir gefällt sehr, dass ich mehr über die Region weiß, in der ich lebe.“